Nach endlosen Stunden des Fotodurchsuchens und -sortierens haben wir endlich Zeit, euch ein bisschen mehr über unseren Trip nach White Island zu erzählen. Und wir werden uns auch gar nicht lange an Berichten über Wasserfälle und Sonnenuntergänge aufhalten (obwohl solche Momente uns immer noch total verzaubern, aber wir wollen euch ja nicht zu neidisch machen). Nein. Dieses Mal geht es um eine wilde und traurige Schönheit. Um einen Vulkan, der mehr als ein Vulkan ist. Der sich so anders anfühlt als jedes andere Stück Erde, das wir bisher betreten haben. Der einen so deutlich spüren lässt, dass sich die Natur nie zähmen lassen wird – egal, wie sehr wir es auch versuchen mögen.
Nachdem wir nach einer durchs Geocachen ziemlich aufgelockerten Fahrt nach Whakatane einen ruhigen Abend in unserer Unterkunft verbracht haben, stehen wir am Donnerstag voller Spannung auf – und sind geplättet. Draußen scheint die Sonne, keine Wolke zu sehen, kaum ein Windchen rührt sich. Kann man sich bessere Bedingungen für einen Trip nach White Island vorstellen, vor allem, wenn man leicht seekrank wird und 80 Minuten Fahrt auf offener See pro Strecke vor sich hat? Wohl kaum. Los geht's also!
Nach einer relativ ereignislosen Fahrt übers Meer ist „sie” endlich in greifbarer Nähe. Wir schön sie ist. Und wie wild zugleich. Wir setzen in einem Schlauchboot über und schnuppern den so bekannten Schwefelgeruch. Haben wir den vermisst…! Langsam führt uns die Tour über den für die Öffentlichkeit zugänglichen Teil der Insel und wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Überall dampft und zischt und brodelt es, die Felsen sind vielerorts von Schwefel bedeckt. Noch nie haben wir uns einer Naturgewalt so nah und gleichzeitig so ausgeliefert gefühlt. Diese Schönheit ist allerdings auch sehr unberechenbar. Ein Ausbruch lässt sich nicht immer vorhersagen, letztendlich macht sie eben doch, was sie will. All dies steigert unseren Respekt nur und wir fühlen uns geehrt, uns ihr überhaupt nähern zu dürfen. Auf unseren Rundgang auf White Island kommen wir schließlich zum Kratersee, der heute einen unglaublich ätzenden pH-Wert von -0,5 hat und sich fast schüchtern hinter Dampf versteckt. Nur kurz lichtet sich der Nebel und wir können einen Blick erheischen. Schön sieht er aus. Muss sich doch gar nicht verstecken.
Nachdem wir später puren Schwefel probiert haben (schmeckt nach fast gar nichts, fühlt sich an wie Sandkörnchen) und auch das Wasser aus dem heißen Flussbett (schmeckt nicht so toll, fast ein bisschen nach Blut), kommen wir zurück zu unserem Ausgangspunkt – den Ruinen der Schwefelfabrik. Jahrelang hatten Arbeiter versucht, auf White Island Schwefel abzubauen, bis Whakaari 1914 die Nase voll hatte und mit einer Lahar die Anlage einfach in die nahegelegene Bucht schwemmt. Alle zehn Arbeiter sterben, nur eine Katze überlebt. Komischer Gedanke, heute auf dem Schiff quasi über dem Friedhof der toten Arbeitern sein leckeres Mittagessen zu genießen. Unheimlich…
Jeder noch so tolle Ausflug hat mal ein Ende. Nach einer Rundfahrt um die Insel (bei der wir Pohutukawas, seals und das unglaublich klare Wasser bewundern), geht es wieder zurück nach Whakatane. Wehmütig schauen wir immer wieder zurück und bedanken uns bei der wilden Schönheit für die Audienz. So schnell werden wir Whakaari nicht vergessen…
PS: Falls ihr ein paar mehr Fotos sehen wollt, schaut doch mal hier nach. Es lohnt sich.
PPS: Hier übrigens noch die Auflösung aus unserem letzten Eintrag: Die Bonbons haben wir von den Führern bekommen, um gegen den Hustenreiz anzukämpfen. Hilft tatsächlich. Und Donald Duck heißt einer der Seen auf dem Vulkan. Ist schon eine komische Welt…!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen