Dienstag, 30. September 2008

Du kriegst die Motten

Puriri Moth

Nein, eigentlich nur eine. Aber was für eine. Da stehe ich so ganz unbekümmert an der Bushaltestelle an der Mt Eden Rd und warte auf die Linie 274 zur Uni, als mir ein relativ massives Blatt auf dem Gehsteig auffällt. Nein, es ist kein Blatt. Es ist eine Puriri Motte. Und sie legt zahllose Eier auf den Beton.

Da mein Bus noch 7 Minuten auf sich warten ließ, habe ich mich der armen fehlgeleiteten Kreatur angenommen und sie um die Ecke in einen Busch gesetzt (wahrend sie fleißig weiter Eier auf meine Hand gelegt hat). Später am Nachmittag hing sie immer noch an der gleichen Stelle – und legte immer noch Eier (wenn auch langsamer). Ich habe sie kurzerhand nochmal genommen, Kathrin gezeigt und sie dann an unserem Haus auf einen Baum gesetzt, wo ihre Eier eigentlich auch hingehören. Einen Tag lang hing sie da noch, aber als ich heute mit der anderen Kamera Photos machen wollte, stellte ich fest, dass sie wohl schon länger Opfer eines Vogels geworden war (sah etwas unappetitlich aus). Schade um das schöne Insekt.

Puriri Motte

Aber es war so vorherbestimmt. Der Lebenszyklus der Puriri Motte ist ziemlich eigenartig. Mehrere Jahre lang lebt sie als bis zu 10 x 1,5 cm große Raupe in einem Baum, nur um dann ohne Mund zu schlüpfen und eine sehr, sehr kurze Zeit als schönes flugfähiges Insekt zu haben – zum Paaren bzw. Eierlegen. Ganz schön extrem. Das wäre nichts für mich. Gut, die arme Motte hat ja gar keine andere Wahl, als sich ihrer Entwicklung zu fügen. Ich bin hingegen recht glücklich darüber, etwas mehr Zeit zu haben, um – weniger extrem – meinen Anteil zur Welt beizutragen.

Freitag, 26. September 2008

Like ice in the sunshine

Schöööööööööön. Endlich. Frühling ist da. Sonne. Wärme (na gut, noch nicht so richtig). Grillsaison. Sonnencreme und -brand. Wäsche draußen trocknen. Längere Tage. Mehr Möglichkeiten rauszugehen. Heißer Sand. Picknick am Strand. Und noch viel mehr.

Wir dachten uns, wir geben euch mal einen Vor-Geschmack – Waldfrucht, um genau zu sein…

Der Frühling ist da

Samstag, 13. September 2008

Newton Faulkner - Live

Wow. Was für ein Künstler. Über ein Sonderangebot des Entertainment Book kamen wir an zwei Tickets für sein Konzert hier in Auckland (das einzige in Neuseeland) zum Preis von einem dran. Leider ist Kathrin gerade aber wieder bei Mt Ruapehu, diesmal als Helfer für einen Wochenendausflug von Adventure Specialties für Behinderte. Also bin ich gestern Abend zusammen mit Chad zum Konzert (das nennt man dann „Boys night out”). Und es war einfach nur genial. Zusammen mit ca. 150 Leuten waren wir im Galatos (Eindrucksvolle Türsteher…), standen recht dicht an der Bühne und wurden Zeugen, auf wie viele Arten man einer einfachen Gitarre wie viele unterschiedliche Töne und Perkussion entlocken kann. Das ist also das Ergebnis, wenn der Sohn einer stolzen Ex-Hippiefamilie dazu gebracht werden soll, Theater zu studieren.

Damit ihr auch ein wenig davon profitieren könnt, was da gestern Abend ablief, hab ich mal eins der unzähligen Videos aus YouTube rausgesucht. Dieser Clip zeigt besonders detailliert, wie ungewöhnlich und leichtfingerig er mit der Gitarre umgeht.

Donnerstag, 11. September 2008

Der Ruf der Berge

Ein einsames Zelt
Mt Ngauruhoe im Sonnenaufgang
Mt Taranaki und ich
Mt Ngauruhoe
Mt Ruapehu summit plateau

Kathrin ist wieder da. Seit Montag Abend. Wie sehr habe ich es genossen, die Natur endlich wieder einmal so intensiv zu erleben. Den Massen zu entkommen. Eins zu sein mit seiner Umgebung. Loszulassen. Sich auszuliefern. Sich klein zu fühlen im Angesicht dieser schweigsamen Bergriesen. Sich so respektvoll wie bei einer Audienz einem Vulkan zu nähern.

Glück hatte ich. Mit den Leuten. Alle waren richtig nett. Das jeweilige Abendessen war super und passte irgendwie überhaupt nicht zu so einer einfachen Unterkunft. Glück hatte ich auch mit dem Wetter. Zwei Tage lang strahlend blauer Himmel und Sonne – wann habe ich mich das letzte Mal im Winter mehrmals am Tag mit Sonnenmilch eingeschmiert, um auch ja keinen Sonnenbrand zu riskieren? Die Aussicht war unglaublich – selbst den knapp 130km weit entfernten Mount Taranaki konnte man mit seiner schneebedeckten Kuppe bewundern.

Mt Ruapehu Kratersee
Mt Ruapehu Kratersee und ich
Mt Ngauruhoe im Sonnenuntergang
Mt Taranaki im Sonnenuntergang

Schon lange habe ich nicht mehr so wunderbare Sonnenuntergänge erlebt. Noch sehr viel länger her ist es, dass ich den letzten Sonnenaufgang bewundern konnte (das ist der Lohn dafür, wenn man sich um 5 Uhr morgens aus dem Bett quält). Noch nie in meinem Leben habe ich in einer so majestätischen Berglandschaft gestanden.

Und gelernt habe ich eine Menge: Wie man die Eisaxt benutzt. Wie man mit den Steigeisen umgeht. Wie man im Eis klettert. Wie man stoppt (self-arrest), wenn man ausrutscht (wer mag, kann sich unter diesem link ja mal anschauen, wie das funktioniert). Wie man ein Gespür für Lawinen entwickelt und Leute findet, die es im Ernstfall leider nicht hatten. Und ich habe den härtesten Aufstieg meines Lebens hinter mich gebracht (von 1900m auf 2600m).

Sonnenuntergang in der Hütte

Der einzige Wermutstropfen ist, dass ich diese Erfahrung nicht mit Stefan teilen konnte (Zumindest nicht hautnah – die Fotos haben wir uns natürlich sofort zusammen angeschaut. Und Stefan will auch noch einen Film daraus machen.). Aber diesen Ort werde ich ihm früher oder später zeigen. Und beim self-arrest-üben laut lachend und kreischend zusammen mit ihm den Hügel hinunter kugeln und danach in der Hütte mit strahlenden Augen und trockenen Klamotten heißen Tee trinken. Das Leben kann doch so einfach so schön sein…

Samstag, 6. September 2008

Wo ist Kathrin?

Ich bin alleine. Seit Freitag. Kathrin ist weg. Aber wo ist sie bloß? Antwort darauf gibt das folgende Video.

Angeboten wird das Ganze vom AURAC, dem Auckland University Rock and Alpine Club. Zusammen mit acht Teilnehmern und drei Leitern lernt sie dort alles, was man für die Fortbewegung im Schnee und Eis so braucht: Mit Steigeisen und Eisaxt umgehen, Gefahren sehen und vermeiden. Und was man macht, wenn man ausrutscht und den Abhang hinunter saust. Dazu kommt vielleicht noch eine Übernachtung in einer Schneehöhle und ein Ausflug zum Kratersee.

Ich beneide sie darum (wäre zu teuer gewesen, mit zwei Leuten – So kann sie es mir danach einfach beibringen). Ganz schön mutig, meine Frau. Mit lauter fremden Leuten losziehen, eine Wahnsinns-Kletterpartie hinter sich bringen, und dann noch die Kälte. Hut ab. Aber dafür hat sie dann auch eine solche Aussicht.

Mittwoch, 3. September 2008

Erdrutschartig

Warnschild Betreten Verboten
Koru
Kleiner Wasserfall am Wegesrand
Fairy Falls, oberer Teil
Fairy Falls, Detail
Fairy Falls, unterer Teil

Letzten Samstag hat Kathrin wieder ein „Outing” geleitet, eine Outdoor-Tour zu den Fairy Falls. Wir beide waren schon mehrfach da – das letzte Mal zum Geocaching – und kennen daher beide Zugangswege zu den Wasserfällen. Der Zugang von der Mountain Road aus ist etwas einfacher und führt durch eine schönere Wald- und Flusslandschaft. Also fuhren wir mit den Leuten zu diesem Parkplatz, um von einem roten Flatterband „Danger - Keep Out” überrascht zu werden. Ein Erdrutsch hatte den Weg an einer Stelle unpassierbar gemacht. Na gut. Kein Problem. Also fuhren wir einfach zum anderen Parkplatz und starteten die Tour von dort. Da dieser Zugang ziemlich steile Treppen hat, waren einige aus unserer Gruppe am Ende des Ausflugs doch ziemlich geplättet und hatten ihr Workout-Pensum für das Jahr damit absolviert.

Da war einmal ein Weg
Und nun?

Wir hingegen hatten noch nicht die Nase voll und wollten uns diese „unpassierbare Stelle” doch einmal genauer ansehen. Wir hatten auch in etwa eine Ahnung, wo es passiert sein konnte. Nachdem wir die anderen verabschiedet hatten, fuhren wir also frohen Mutes zum ersten Parkplatz zurück und begaben uns mit nicht geringer Laufgeschwindigkeit dem Ort des Geschehens entgegen.

Wir lagen mit unserer Einschätzung nicht ganz richtig. Es war der gegenüberliegende Hang, der weggebrochen war. Aber dafür war er richtig weggebrochen. Die Stelle sah aus, als wäre ein Braunkohlebagger Amok gelaufen. Direkt weiter ging es also wirklich nicht. Aber bushbashing war noch möglich. Dem kleinen Trampelpfad den Hang hinauf nach zu urteilen, hatten es einige Leute anscheinend auch schon versucht. Kathrin machte mutig den Anfang. Sie verschwand im Gehölz und ich verfolgte ihren Fortschritt anhand der immer weiter weg raschelnden und wackelnden Bäume und Büsche. Dann ein Sprung – und sie war auf der anderen Seite.

Ich folgte ihr und musste feststellen, dass diese holzigen Lianen, die Neuseelands Busch teilweise bewohnen, neben Stechginster und Toetoe-Gras auf ewig meine Feinde bleiben werden. Nach einigem Verhaken, Entwirren, Stolpern und ausrutschen stand ich dann auch endlich auf der anderen Seite – dreckig, aber glücklich. Geht doch.

Wir beendeten unsere Tour zu den Fällen, machten ein paar Detailfotos und begaben uns dann wieder zurück Richtung Parkplatz. Hangaufwärts war das bushbashing doch etwas einfacher, weniger dreckig waren wir danach aber trotzdem nicht. Egal. Wir hatten unseren Spaß und wieder ein wenig Erfahrung mehr, wie man solche Stellen umgeht, falls sie uns mal irgendwo über den Weg laufen (rutschen?), wo wir nicht damit rechnen oder durch Hinweisschilder vorbereitet werden können.