Donnerstag, 29. März 2007

K(n)acklampe

Neuseeland ist ja berühmt für seine einzigartige und teilweise kuriose Tierwelt. Aber manchmal kann einem das doch gewaltig auf den Sack die Nerven gehen. Dann zum Beispiel, wenn man…

  1. eh schon genervt ist von dem häufigen Eindringen von Käfern in die Wohnung,
  2. diese eine Käfersorte (Collembola) die Eigenart besitzt, sich bei Gefahr laut knackend mit einer speziellen Vorrichtung in die Höhe zu schießen und
  3. dieser oberdämliche unschuldige Käfer es geschafft hat, sich in die Kabeldose der Schlafzimmerlampe zu quetschen, dort nicht mehr herauskommt und nun in Todesangst versucht, sich aus diesem Gefängnis herauszukatapultieren – mit dem Ergebnis, dass alle paar Sekunden ein lautes „Knack” aus der Lampe ertönt – die ganze Nacht durch.

Naja. Ich bin auf jeden Fall nicht gewillt, die Lampe abzumontieren. Und selbst wenn ich es machen würde (z.B. wenn ihr alle lieb darum bittet) und wenn ich ihn dann nicht aus Wut zerquetschen würde, sondern nach draußen setzen würde: Die Biester kommen eh immer wieder rein (siehe Mannie). Also muss ich jetzt nur noch das Dauerknacken aushalten, bis es schwächer wird und dann vielleicht endlich verstummt – und dann ist Ruhe im Karton bzw. in der Dose.

Ja ja, zugegeben, ein wenig grausam fühle ich mich schon…

Montag, 26. März 2007

Bewerbungsgespräch, das Dritte

Fragen, Teil eins Fragen, Teil zwei

Kaum habe ich mich von den ersten beiden Gesprächen am Freitag ein wenig erholt, wartete heute auch schon das Dritte auf mich (zur Erinnerung: Dabei ging es um die Stelle mit den Behinderten – habe nämlich heute herausgefunden, dass es sich gar nicht ausschließlich um geistig Behinderte handelt). Leider wird das nach dem, was ich heute an Informationen bekommen habe, kein Stellenangebot sein, für das ich mich besonders interessieren werde. Aber erst mal langsam…
Nach einer aufregenden Anreise (manchmal kann einen die Straßenführung in Auckland fast zur Verzweiflung bringen) bin ich dann doch noch rechtzeitig angekommen, durfte wieder denselben Bewerbungsbogen ausfüllen wie am Freitag schon und dann kamen sie wieder: Die so gefürchteten Fragen. Und dieses Mal waren sie zumindest teilweise wirklich zum Fürchten: Wer kann schon mal eben ein Beispiel (nicht nur allgemeine Aussagen zum Thema) erzählen, wann er seine eigenen Bedürfnisse denen anderer Leute unterordnen musste (okay, Mütter haben da nicht das Problem, da ich aber kein Kind habe, musste ich mir schon was einfallen lassen). Lange Rede, kurzer Sinn. Das Problem an dieser Stelle sind – mal wieder – die Arbeitszeiten. Nein, um ehrlich zu sein eher die Anzahl der Stunden. Im Moment sucht die Organisation jemanden für zwei blinde Frauen für zwei Mal in der Woche (6,5 Stunden) zum, naja… sagen wir es mal vornehm: Reinhalten der Räumlichkeiten. Und nun sind erstens 6,5 Stunden in der Woche doch ein bisschen sehr wenig (sie konnte mir auch nicht sagen, wann ich voraussichtlich mehr Stunden bekommen könnte) und zweitens weiß ich nicht wirklich, ob mich putzen so weiter bringt…
Also werde ich abwarten, was sich bei den anderen Stellen so ergibt, und auch sonst weiterhin die Augen offen halten. Der richtige Job ist da draußen und wartet auf mich. Und ich werde ihn schon finden. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Und ganz so blind bin ich ja gar nicht…

Samstag, 24. März 2007

Die ersten Bewerbungsgespräche

Es ist geschafft: Die ersten beiden Bewerbungsgespräche liegen hinter mir. Und da ihr mit Sicherheit alle gespannt seid, wie es gelaufen ist, werde ich euch mal auf den neuesten Stand bringen…

Gespräch Nummer Eins: der Streitschlichter.
Sehr interessantes Gespräch. Ein Maori begrüsste mich mit dem hier typischen „Kia Ora”, während eine schwitzende Kathrin den ersten Fragen entgegen zitterte. Und diese hatten es auch in sich. Gleich am Anfang hat er mich erst mal ein wenig über die Stelle aufgeklärt (es handelt sich um Maori-Männer, die Probleme mit Gewalt und Wut haben, und die lernen wollen, mit dieser umzugehen). Klingt ja alles interessant. Problem: Die Fälle sind teilweise echt heftig (zum Beispiel ein Mann, der wegen Vergewaltigung und anschließender Ermordung einer Frau im Gefängnis gesessen hat). Okay, schockt mich erst mal nicht so, aber es könnte echt schwierig für mich sein, mit diesen Männer zu arbeiten, weil sie nicht viel von Frauen halten und sich dann bestimmt nicht gerne was von einem jungen weiblichen Hüpfer, der auch noch aus Deutschland kommt (gerade ältere Maori haben den zweiten Weltkrieg noch nicht vergessen), nicht viel sagen lassen wollen. Die ideale Besetzung für diese Position wäre halt ein Maori-Mann. Aber man weiß ja nie, ob die anderen Bewerber schlechter sind als ich oder ob es andere Möglichkeiten in dieser Organisation gibt. Ich glaube, ich habe auf jeden Fall einen guten Eindruck hinterlassen (bei der Verabschiedung hat mich der Maori sogar in den Arm genommen und ich war total verblüfft). Mal sehen, was daraus so wird… Auf jeden Fall habe ich so mein Netzwerk erweitert.

Gespräch Nummer Zwei: die Altenbetreuung.
Hier musste ich erst mal einen Bewerbungsbogen ausfüllen, in dem neben Details, die sowieso in meinem Lebenslauf stehen, so schöne Fragen wie „Haben Sie schon mal eine sexuelle Straftat begannen? Wenn ja, bitte ausführen.” oder „Stehen Sie gerade unter Anklage? Wenn ja, bitte ausführen.” beantworten musste. Danach wurden mir dann tausend Fragen zu alten Menschen, meine Erfahrungen und den Umgang mit ihnen gestellt (alles festgelegte Fragen, die auf einem vorbereiteten Zettel standen) und ich habe sie brav alle beantwortet. Das Problem an dieser Stelle (neben dem geringen Gehalt): Erstens benötige ich einen neuseeländischen Führerschein, an dem ich auch gerade arbeite (ich weiß aber nicht, wie lange ich dafür noch brauche) und zweitens die Arbeitszeiten (ich würde immer vier Tage arbeiten – es gibt eine Morgen- und eine Nachmittagsschicht) und dann zwei Tage frei haben. Das heißt dann, dass man eigentlich keine eigenen regelmäßigen Termine haben kann, weil man nie weiß, wann man frei hat. Das ist schon irgendwie echt blöd. Ich habe ja nix gegen flexibel arbeiten, aber es gibt ein paar Dinge, die ich mir schon frei halten möchte (und ich muss dann noch klären, ob das gehen würde).

Am Montag habe ich dann um 11 Uhr mein drittes Gespräch für die Stelle mit den geistig Behinderten. Ich denke, das wird so ähnlich laufen wie bei der Stelle mit den alten Menschen (ist zumindest dieselbe Organisation). Mal sehen, wie es da mit dem flexibel arbeiten aussieht. Drückt mir also bitte weiter die Daumen (kann ich echt gebrauchen). Danke, dass ihr an mich denkt…

Donnerstag, 22. März 2007

Knut ist hier

Eisbaer Knut

Als wir gestern die „Complimentary Copy” (Kostenlose Testausgabe) des New Zealand Herald aufschlugen, trauten wir unseren Augen nicht. Schlagzeile des „Weltweit”-Teils war Knut, der Eisbär aus Berlin. Im Nachhinein eigentlich klar, dass ein Natur- und Tierschutzland wie Neuseeland sich auf eine solche Story stürzt. Aber es war schon ein etwas eigenartiges Gefühl, beim Frühstück Schlagzeilen aus der Heimat zu lesen. Anscheinend seid ihr doch gar nicht so weit weg…

Mittwoch, 21. März 2007

Jobs (und was Eier damit zu tun haben)

Es ist soweit. Seid Jahren warte ich schon darauf und jetzt ist es endlich soweit: Am Freitag habe ich meine beiden ersten Vorstellungsgespräche! Und ein weiteres habe ich hoffentlich am Montag (die haben mir den Termin nur per Mail mitgeteilt und ihr Vorschlag kollidiert mit den anderen Gesprächen. Ich hoffe, dass ich da dann am Montag hingehen kann.) In Deutschland habe ich es noch nicht einmal bis zum diesem Stadium geschafft und hier klappt das im ersten Anlauf. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass ich dann auch einen Job bekomme, aber es fühlt sich gut an, überhaupt mal zu einem Gespräch eingeladen zu werden.

Bei den Stellen geht es um folgendes:

  • Freitag, 9:30 Uhr, die Stelle, die ich mit am meisten favorisiere: So etwas wie ein Streitschlichter-Aggressionsabbau-Gruppenleitungs-Ding. Finde ich sehr interessant und ich denke, ich könnte eine Menge Theaterpädagogik einsetzen (für die, die damit was anfangen können: Boal bietet sich da doch absolut an). Habe aber meine Zweifel, ob ich da tatsächlich genommen werde, weil ich 1. keine Ahnung in diesem Gebiet vorweisen kann und die Organisation 2. vorwiegend mit Maoris arbeitet und ich habe leider noch extrem wenig Wissen über die Kultur, Sprache etc. (versuche ich aber gerade in Eigenregie nachzuholen und hoffe, im Bewerbungsgespräch damit zeigen zu können, dass ich lernwillig bin und mich sehr dafür interessiere).
  • Freitag, 3 Uhr, eine Stelle im Bereich Betreuung alter Menschen in ihrer eigenen Umgebung. Interessiert mich auch, aber die Bezahlung ist nicht sehr hoch und die Arbeit ist natürlich auch nicht besonders herausfordernd (zumindest nicht so wie die vorher beschriebene Stelle). Andererseits würde ich mich in diesem Job recht sicher fühlen (die bieten auch sehr viel bezahltes Training an) und ich hätte die Möglichkeit, mich langsam in die neuseeländische Arbeitswelt einzufinden. Einmal drin, hat man viel bessere Möglichkeiten.
  • Die Stelle, für die ich noch einen neuen Termin bekommen muss, ist dasselbe wie die Stelle mit den alten Menschen, nur, dass es sich dabei um geistig Behinderte handelt. Wie die Bezahlung dabei wäre, weiß ich noch nicht, aber ich sehe das generell so wie die andere Hausbesuchstelle: Relativ interessant, aber vielleicht auch nur übergangsweise.

Das Huhn und ich

Beworben habe ich mich außerdem noch im Suchtbereich (Alkohol und Drogen – bei dieser Stelle muss ich allerdings laut Webseite zwei Wochen auf die erste Antwort warten) und – ich hoffe, jetzt fällt keiner vom Stuhl – bei zwei Stellen, die einerseits mit Erwachsenen und andererseits mit Jugendlichen arbeiten, die wegen sexuellem Missbrauch an Kindern auffällig geworden sind. So wie ich das verstanden habe, wäre ich dafür zuständig, Fälle einzuschätzen und weiter zu vermitteln. Diese beiden Stellen (die mich ebenfalls brennend interessieren, bei denen ich mir aber ebenfalls nicht sicher bin, ob ich da eine Chance habe) werden in der vierten Märzwoche potentielle Kandidaten zu Vorstellungsgesprächen einladen. Vielleicht zu spät für mich, falls ich bis dahin schon einen anderen Job gefunden habe, vielleicht aber auch nicht. Ich glaube, um so mehr Möglichkeiten man sich erst einmal offen hält, umso besser. Und außerdem habe ich diese ganze Sache Gott anvertraut. Er wird schon wissen, welche Stelle aus welchem Grund für mich geeignet ist. Und er wird auch dafür sorgen, dass ich die dann bekomme – auch, wenn manches (wie mangelnde Erfahrung) vielleicht erst mal dagegen spricht. Warum sollte es auch anders sein? Wir sind – nach allen Irrungen und Wirrungen – endlich hier. Wir haben eine tolle Gemeinde und eine tolle Wohnung. Der tolle Job ist doch dann eigentlich nur die logische Folge. Eigentlich…. Das mit dem Vertrauen ist halt immer so eine Sache. So leicht gesagt und dann, wenn es wirklich gefragt ist, rennt es vor einem weg wie ein aufgescheuchtes Huhn. Hilft ihm aber nicht: Ich werde hinterher rennen und es einfangen. Und dann Ei für Ei immer wieder ein bisschen mehr Vertrauen haben können – bis es vielleicht eines Tages bis zu einem großen Omelett reicht…

Samstag, 17. März 2007

Das kommt davon

Dünenflitzen 1 Dünenflitzen 2

Ja, da liegt sie im Sand, meine Frau. Das kommt davon, wenn man Sanddünen zu schnell hinunterflitzt. Und wem rennt sie da überhaupt hinterher? Aber vielleicht sollte ich die Geschichte von vorne erzählen.

Buck Taylor Track
Tomtit

Angefangen hat alles mit der Idee, dass wir zu Ostern drei Tage im Te Urewera Nationalpark wandern gehen wollen (halb um den Lake Waikaremoana herum). Aber ob man so etwas angehen sollte, wenn man noch keine richtige Erfahrung hat?

Wir genießen die Aussicht
Tal an der Pararaha Bay
Auf dem Weg zur Pararaha Bay

Fangen wir also mal lieber klein an und schauen, wie wir einen vielleicht nicht ganz so langen Marsch vertragen. Chad lud uns am Samstag ein, mit ihm den Buck Taylor Track am Pararaha Beach zu laufen. Alles in allem haben wir 8 km und einige Höhenmeter zurückgelegt und uns gar nicht so schlecht geschlagen dabei. Wieder einmal mussten wir staunen, wie wunderschön grün und einsam es 30 Minuten Autofahrt von Auckland entfernt sein kann (während der ganzen Tour haben wir sage und schreibe drei andere Wanderer gesehen).

Der Weg führte zuerst auf einen Hügel mit weitläufigem Rundumblick, dann hinein in den dichten Wald, vorbei an Gewächsen dunkelblauen Beeren oder winzig kleinen Blüten, umflattert von Tomtits oder Tuis, unter dicken, knorrigen Bäumen hindurch und ein Flussbett mit zum Glück nur wenig Wasser entlang. Befestigte Stege führten durch Feuchtgebiete zu einem Tal und einer Düne, hinter der das Meer lag – allerdings mit einem flachen See dazwischen. Herumlaufen hätte zu lange gedauert, also versteckten wir die Schuhe kurzerhand im hohen Gras, krempelten die Hosen hoch und wateten hindurch. Ich will bis jetzt noch nicht wissen, was die grünen, glibberigen Kugeln waren, die man teilweise aufwirbelte. Aber wenigstens haben sie nicht gebissen oder sonst etwas ekliges gemacht. Das Meer mit seinem Wellenspiel war die Mühe auf jeden Fall wert. Und wenn dann die Beine erst einmal nass sind, dann macht es doppelt so viel Spaß, auf dem Rückweg in vollem Tempo die Dünen hinunterzurennen, sich dabei auf den Bart zu legen und mit Sand so richtig einzusauen. Damit wären wir auch schon wieder bei der Einleitung, der Erklärung des seltsamen Verhaltens der beiden Großstädter im Bild – und der Kreis schließt sich.

Wir genießen die Aussicht immer noch

Es war ein schöner Tag (trotz Bewölkung), aber auch anstrengend, schweißtreibend und blasenerzeugend. Wir überlegen uns das mit den drei Tagen Wandern noch einmal. Vielleicht tut es eine einfachere Tour mit nur einer Übernachtung für den Anfang auch. Übung macht ja bekanntlich den Meister.

Dienstag, 13. März 2007

Etwas mehr Wasser

Regenradar Neuseeland, Montag 12.3. 22:00 NZDT
© MetVUW

Wir haben von einigen von euch schon „Beschwerden” bekommen, dass auf unseren Fotos doch immer so ein schönes Wetter zu sehen ist, während es in Deutschland ständig regnet. Nun, um diese Klagen in Schadenfreude umzukehren, bitten wir doch mal darum, ein Blick auf dieses Radarbild der heftigen Regenfälle von gestern Abend zu werfen. Wir dachten, die Welt geht unter. Nachdem die Sonne in den letzten Wochen dermaßen viele UV-Strahlen auf Neuseeland geworfen hat, dachten sich die Wolken wohl, das können wir auch. Jetzt weiß ich auch, warum an der einen Stelle in unserem Garten kein Gras wächst. Dort ist nämlich die Regenrinne verstopft und das ganze Wasser vom Dach prasselt dort auf die Erde.

Also, ihr Europäer. Jetzt wird der Spieß umgedreht. Hier wird es Herbst, und ihr bekommt endlich eure Sonne. Und wehe, wir bekommen ein Bild von euch zu sehen, auf dem blauer Himmel zu sehen ist… ;-)

Sonntag, 11. März 2007

Etwas mehr Licht

Was treibt jemanden mit gesundem Menschenverstand dazu, morgens um 6:30 an einem Wochenende aus dem Bett und in die Klamotten zu springen, Fototasche, Regenjacke und Stativ umzuhängen und einen Berg hinauf zu joggen, auf der Hälfte der Strecke die Lunge aus dem Leib husten und sich erst einmal hinzusetzen, weil das Herz auf 180 ist, um dann langsam weiterzuklettern und nassgeschwitzt und dampfend auf dem „Gipfel” zu stehen? Na? Was ist das wohl?

Sonnenaufgang in Auckland Sonnenaufgang in Auckland

Es ist das Licht. Das besondere Licht der Sonne, welches sich langsam durch die morgendlichen Wolken kämpft, um den Bewohnern dieser Millionenstadt um den besagten Berg herum einen neuen Tag anzukündigen. Auch, wenn ich nach diesem rasanten Aufstieg (weil ich dachte, ich käme zu spät, weil es schon relativ hell war) kurz davor war, mich auf halber Strecke zu übergeben (nebenbei: was hätte eigentlich kommen sollen – ich hatte doch noch gar nicht gefrühstückt), entschädigte das Farbenspektakel der nächsten Stunde doch bei weitem: Von der blauen Stunde über tiefrot bis zum hellgelb des neu geborenen Tages, welches sich über die Fassaden der Innenstadt und die Bergflanke ergießt. Glücklich und mit voller Speicherkarte in der Kamera steige ich wieder „hinab ins Tal”, bereite das Frühstück vor und wecke Kathrin.

A little more light 1 A little more light 2
A little more light 3 A little more light 4

Nicht weniger Farbenspektakel erwartete uns am Abend bei der Eröffnung des AK07, vergleichbar mit den Ruhrfestpielen. Im Auckland Domain, einer riesigen Parkfläche im Herzen der Stadt, lauschten 60.000 Menschen auf Picknickdecken (man merkte an der Ausrüstung, dass die Kiwis ein Outdoor-Volk sind) zunächst den Klängen der Musikgruppen und dann der Eröffnungsrede des Bürgermeisters und der Premierministerin. Danach folgte ein Feuerwerk der Extraklasse. Die französische Groupe F brannte innerhalb einer halbstündigen Show „A little more light” 500kg Material ab. Auch wenn das Erlebnis im wahrsten Sinne des Wortes durch die niedergehenden Verbrennungsreste und Qualmwolken etwas getrübt war, so hatten wir doch so etwas noch nie vorher gesehen. Feuerbälle im Takt von Schlagzeugrhythmen, goldene Glitterwände, Menschen mit Ringen von Fackeln um ihre Körper, Bäume im Licht von bengalischen Fackeln und vieles mehr, was die Pyrotechnik so her gab. Wir kamen zuerst aus dem Staunen und nachher aus der nach Hause strömenden Menge nicht mehr heraus. Glücklich, so etwas miterlebt zu haben und nach Schwefel, Schwarzpulver und Kerosin stinkend sanken wir nach einer halben Stunde im Stau ins Bett und schliefen dem Sonntag entgegen.

Freitag, 9. März 2007

So ein Tölpel

Muriwai Beach
Tölpelkolonie

Diese Woche ist (außer, dass wir jetzt in der AA, also dem neuseeländischen ADAC, sind, das Auto versichert ist und wir unsere erste Telefon- und Stromrechnung bekommen haben) sonst irgendwie nichts weiter aufregendes passiert ist. Kathrin hat ja bereits über ihre Erfahrungen mit Jobs geschrieben und so dachte ich mir, lasse ich euch einfach an unserem Ausflug nach Muriwai Beach teilhaben, auch wenn das schon fast eine Woche zurückliegt.

Tölpel im Anflug
Tölpel in Schwierigkeiten

Hauptsächlich ist dieser Strand dafür bekannt, dass dort Tölpelkolonien zu finden und zu beobachten sind. Nebenbei soll die Brandung auch für Surfer gut sein. Surfer waren auf jeden Fall viele da. Auch viele Angler, die darauf spezialisiert sind, an Klippen zu fischen. Der Sand ist dunkel, wie auch die erstarrte Lava, die viele der Felsformationen dort gebildet hat: Buchten, Risse, Löcher, Höhlen. Und dazwischen die Felsplatten und der „Turm” auf dem dicht gedrängt die Tölpel versuchen, ihre Jungen groß zu ziehen. Es ist nicht nur Schwerstarbeit, den ganzen Fisch heranzukarren, sondern auch verflixt knifflig, in dem Gewimmel am richtigen Nest zu landen. Und wehe man vertut sich: Dann können die Nachbarn einem ganz schön feste in den Flügel beißen.

Steinformation Farbenspiel
Seestern
Muschelinvasion

Nach diesem Gewimmel von Tieren sind wir den Strand gen Süden weitergewandert und in andere Arten von Gewimmel geraten. Muscheln bedecken teilweise tennisplatzgroße Flächen (man darf sie sogar in Maßen „ernten”). Haufen von roten Seesterne krallen sich an Felsen und versuchen, die Ebbe zu überleben. Steinbrocken liegen so kreuz und quer durcheinander, wie sie die Witterung hinterlassen hat. Der Strand wirkt ein wenig wie ein Irrgarten. Bizarr, aber auf seine Art schön.

Muriwai Beach

Als die Flut den Irrgarten unter Wasser setzt und schwarze Wolken Wasser von oben androhen, machen wir uns dann müde und eindruckssatt auf den Weg nach Hause. Kaum zu glauben, dass solche Orte nur eine gute dreiviertel Stunde von Auckland zu finden sind. Wir sind gespannt, was die Umgebung sonst noch für Überraschungen parat hält.

Mittwoch, 7. März 2007

Neues von der Haustierfront

Nach dem plötzlichen Tod des besten Gottesanbeters der ganzen Welt haben wir es bisher noch nicht gewagt, uns ein „echtes&rdquo, Haustier anzuschaffen. Allerdings muss ich gestehen, dass die Sehnsucht wächst – in uns beiden. Und mit ziemlicher Sicherheit werden es wohl Ratten werden (falls wir dann doch mal Katzen in Pflege oder so haben, haben wir gleich schon etwas zu fressen *kicher*). Wie der Zufall es so will, gibt es im Moment Baby-Ratten, natürlich bei TradeMe. Stefan und ich haben uns die Bilder angeguckt und waren gleich hin und weg. Wir haben sogar schon überlegt, wo wir in unserer „riesigen” Wohnung den Käfig am besten hinstellen könnten.
Warum sollen es nun eigentlich gerade Ratten sein, werden sich einige Blogleser vielleicht fragen (mal abgesehen davon, dass die meisten von euch bei der Abstimmung eben für Ratten waren). Ich versuche mal, eine Antwort zu geben.

Hausratte
Hausratte
  1. Ratten sind niedlich. Die meisten Menschen denken gleich an diese fetten Kanalratten. Die mögen wir auch nicht. Die Ratten, die man als Haustier hat, sehen aber anders aus – und sind vieeeeel kleiner.
  2. Ratten sind weich. Man kann mit ihnen schmusen (besser als mit einem Vogel).
  3. Ratten sind pflegeleicht. Sie brauchen eine Stunde Freilauf am Tag (okay, sie würden bestimmt mehr bekommen), einen recht großen Käfig, den man natürlich sauber halten muss, und geeignetes Futter. Das war's dann auch schon.
  4. Sie leben ca. drei Jahre. Sie passen also gut in unsere bisherige Zeitplanung.

Wundert euch also nicht, wenn ihr wirklich bald Bilder von „unseren” Ratten auf dem Blog findet. Bei Tieren kann ich einfach nicht Nein sagen. Das ist also eine der Sachen, bei denen meine Widerstandskraft versagt (@Haso: Da hast Du also zumindest einen Teil einer Antwort – auch ohne weiteres Stöckchen). Aber bei Tieren lass ich sie auch gerne versagen…

Dienstag, 6. März 2007

Wie finde ich einen Job in Neuseeland?

Bei uns hat sich mittlerweile eine Art Alltag eingestellt und wir gehen unseren „normal gewordenen” Pflichten nach:

  • Stefan geht jeden Tag brav zur Uni und wühlt sich durch Literatur, Operationsvideos und andere Dokumente.
  • Ich gehe brav weiter zu meiner Jobfindungsgruppe, schreibe meinen Lebenslauf in englisch (der allerdings in der Rohfassung jetzt endlich fertig ist) und schaue mich nach Stellen um.
Kathrins CV

Trotzdem läuft gerade die Arbeitssuche hier ganz anders als in Deutschland. Das Wichtigste sind Kontakte. Hat man die nicht, bekommt man in aller Regel auch keinen Job. Die Kiwis wollen ihre Mitarbeiter kennen – und zwar bereits, bevor sie überhaupt ihre Stelle angetreten haben. Das heißt, jetzt, wo ich meinen Lebenslauf fast fertig habe, kann ich mich umschauen nach Organisationen, die mich interessieren (z.B. im geistig Behindertenbereich, ich fände es aber auch spannend, in Problemfamilien oder im Gefängnis zu arbeiten). Dann muss ich Kontakt aufnehmen (per Mail, telefonisch oder ich fahre einfach hin) und frage, ob ich einen Termin vereinbaren könnte. Sagen sie zu, habe ich das, was man hier ein „curiosity interview” nennt. Ich nehme meinen Lebenslauf mit, sage, dass ich mich für den Bereich interessiere, frage, ob sie gerade Stellen frei haben oder jemand anderen wüssten, bei dem ich mich melden könnte. Selbst, wenn sie – momentan – nichts für mich haben, habe ich dann die Möglichkeit, sie nach einer Weile wieder zu kontaktieren. Wenn ich mich dann bei ihnen melde, kennen sie mich schon – und geben vielleicht eher mir einen Job, falls sie einen haben. So baut man sich hier also nach und nach ein Netzwerk auf. Wichtig bei alledem: Immer immer immer höflich bleiben. Die Kiwis sind in aller Regel sehr nette und hilfsbereite Menschen. Wenn man ihnen allerdings krumm kommt, vergessen sie das nie – selbst, wenn man eigentlich im Recht gewesen ist. Habe bisher schon eine ganze Menge über kulturelle Besonderheiten gelernt in meinem Kurs. Es ist nun mal ein anderes Land. Und da werden Dinge halt auch anders gemacht…
Das Problem bei der ganzen Sache ist, dass mir jetzt schon der Arsch auf Grundeis geht (verzeiht mir diese deutliche Aussage) ich ziemlich Angst bekomme, wenn ich daran denke, dass ich irgendwelche Organisationen kontaktieren muss. Es ist ganz normal, dass man hier erst mal eine Reihe von Absagen bekommt, weil zum Beispiel viele Stellen unter der Hand vergeben werden und man dann als Immigrant erst recht keine Chance hat. Und wer bekommt schon gerne Absagen? Ich auf jeden Fall nicht… Und wenn ich dann daran denke, dass ich überhaupt mal zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen werde, kriege ich gleich Schweißausbrüche, weil ich doch vielleicht manche Fragen gar nicht beantworten kann. Aber ich versuche, mir darüber jetzt noch keinen Kopf zu machen. Das kann ich, wenn es soweit ist. Jetzt würde ich mich damit nur verrückt machen und das lasse ich lieber. Ganz tief in mir drin ist auch die Gewissheit, dass Gott schon einen Job für mich haben wird. Dass er uns nicht nach Neuseeland gebracht hat, ohne auch eine gute Stelle für mich vorgesehen zu haben. Alles hier war bisher so gut vorbereitet, da wird es nicht an einer Stelle scheitern. Schiss Angst habe ich aber trotzdem…

Samstag, 3. März 2007

Mannie ist tot

Letztes Foto von Mannie

Schon seit zwei Tagen haben wir Mannie nicht mehr an irgendwelchen Möbeln, Lampen, Kabeln oder Decken hängen sehen. Und heute morgen bestätigte sich unsere schlimmste Befürchtung. Wir fanden ihn zwischen einer Vorhangfalte, in welcher er still und leise verschieden war. Nun liegt er in unserem Vorgarten in der Sonne.

Vielleicht sollten wir uns doch kein Haustier anschaffen, da wir ja anscheinend noch nicht einmal für einen kleinen Gottesanbeter sorgen können. Aber andererseits hat er ja all unsere Ratschläge in den Wind geschlagen (z.B. besser draußen zu leben). Wir hoffen, dass andere Haustiere nicht ganz so dickköpfig sind.