Freitag, 30. November 2007

Die Katze im Sack kaufen

Die Katze im Sack
Die Katze im Sack

Clementine wurde heute durch unseren Obst-Einkaufsbeutel dazu inspiriert, dem Sprichwort „Die Katze im Sack kaufen” auf den Grund zu gehen. Wir finden, dass sie eindrucksvoll bewiesen hat, dass der negative Unterton dieser Phrase keineswegs gerechtfertigt ist. Diese Katze würden wir immer wieder gerne im Sack kaufen…

Mittwoch, 28. November 2007

Un-Fair?

Manchmal ist das Leben nicht fair. Weil es vielleicht doch fair ist. Oder vielleicht, weil es weder fair noch unfair ist. Und das macht das Ganze noch viel schwieriger. Weil man nicht weiß, was man fühlen sollte. Fühlen müsste. Oder was auch immer…

Heute ist das passiert, was jedem Menschen immer und überall und jederzeit auf der Welt passieren kann. Vielleicht aber eher, wenn man in einer Schule für Menschen mit schweren Behinderungen arbeitet.
Heute ist eine Schülerin aus meiner Klasse gestorben. Einfach so. Ohne „Vorankündigung” – falls es so etwas überhaupt gibt. Gestern war sie noch mit auf einem Ausflug, heute morgen ist sie auch ganz normal wach geworden und als ihre Mutter dann das nächste Mal in ihr Zimmer kam, war sie bereits tot. Einfach noch mal eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht.

Unser Tag heute in der Schule war geprägt von viel Trauer und sehr vielen Tränen. Weil es so weh tut, dass sie nicht mehr da ist und nie mehr da sein wird. Weil es sich so unfair anfühlt. Und gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass es ihr jetzt viel besser geht. Dass sie jetzt endlich so viel rumrennen kann wie sie möchte. Dass sie „einen neuen Körper und einen neuen Geist” bekommen hat und endlich angekommen ist – bei Gott und bei sich selbst. Also ist das Leben vielleicht doch fair…?

Ich weiß auch nicht. Es wird auf jeden Fall noch eine ganze Weile weh tun, sie nicht mehr in der Klasse zu sehen. Ich werde sie vermissen. Aber nicht vergessen. Mach's gut, Jazzy…

Montag, 26. November 2007

Hals- und Beinbruch...

Distale Radius-Fraktur

… hatten wir nicht – aber fast. Alles fing damit an, dass wir Kathrins Eltern unseren Lieblings-Track zeigten. Nach gut der Hälfte forderte dieser allerdings von Kathrins Mutter einen unerwarteten Wegzoll. Als erstes in Form eines unfreiwilligen Vollbades – 10 Minuten danach in Form eines Sturzes auf glitschig-lehmigem Boden. Den Versuch, diesen Sturz zu bremsen, quittierte das rechte Handgelenk mit einer distalen Radius-Fraktur. Das wussten wir aber zu dem Zeitpunkt noch nicht. Was wir nur wussten, war, dass es höllisch schmerzte, gekühlt werden wollte und provisorisch mit Wandersocken und Klebeband ruhig gestellt werden musste.

Noch unbeschwert auf dem Weg
Picknick Horst und Stefan an den Mokoroa Falls

Innerhalb von Minuten wurde somit ein wunderschöner Wanderausflug bei blauem Himmel zu einer „Tour der Pein”. Sehr vorsichtig ging es weiter mit Unterstützung von allen Seiten und minutiös geplanten Schritten auf vorbereitetem Grund. An den Fällen angekommen war noch ein steiler Aufstieg zur Aussichtsplattform und dem Weg zurück zum Parkplatz zu überwinden, aber zunächst war Staunen, Bewundern und ein Picknick zur Stärkung angesagt. Dann ging es steile 20m den Aufstieg hoch und 40 Minuten zurück zum Auto. Kathrins Mutter hat den ganzen Rückweg nach dem Unfall – zum Teil ein Track für „experienced trampers only” – quasi „mit links” bestanden. Hut ab!

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Was folgte war der Weg zum Krankenhaus, wo nach 3 Stunden die Diagnose (die oben genannte Fraktur plus eine ziemlich fiese Knieprellung) feststand und der Gips angelegt war. Aber beim gemeinsamen Abendessen konnten alle schon wieder lachen. In der Notaufnahme war angesichts anderer Schicksale, die während der Wartezeit eintrudelten oder manchmal auch einhumpelten, schnell klar geworden: Es hätte schlimmer kommen können.

Während dieser Blogeintrag entsteht, schläft nebenan unser zweiter Besuch aus Deutschland: Kathrins Freundin Andrea. Wir werden unser Bestes dafür tun, dass sie nach ihren dreieinhalb Wochen Urlaub wieder wohlbehalten nach Deutschland zurückkehren wird. Gut angekommen ist sie auf jeden Fall. Aber das ist eine andere Geschichte und soll an anderer Stelle ge-bloggt werden.

Samstag, 24. November 2007

Auf dem Dach der Welt

An den Kitekite Fällen Genuss pur

Komisch. Da waren wir schon drei mal an den Kitekite Falls, haben zusammen mit anderen Leuten ihre 40m freien Fall bewundert, sind am Fuß etwas herumgeklettert, haben eine Gruppe von Leuten beneidet, die die Fälle hintergeklettert sind, und vieles mehr. Erst heute haben wir uns entschieden, einen anderen Weg zu gehen, als sonst auf unserer üblichen Runde, und siehe da: Plötzlich sind wir an der oberen Kante der Fälle.

Auf dem Dach der Welt
An der Kante

Was für ein Ausblick. Was für einen unbeschreibliches Gefühl, sich an die Kante zu stellen, das aufkommende Schwindelgefühl im Magen zu besiegen. Welch ein Kampf, sich vorzustellen, von der Kante in ein 10m tiefer liegendes Wasserbecken zu springen. Welch eine Wonne, sich vorzustellen, bei hohen Temperaturen hier oben an einer tiefen Stelle zu planschen. Welch ein Wunsch, hier einfach ein Zelt aufzuschlagen und die Nacht beim Rauschen des Wassers zu verbringen. Es ist gut, dass dieser Ort von den Waitakeres „beschützt” wird, und sich nicht allzu viele Menschen hierher verirren – besonders an die obere Kante, da der Aufstieg doch etwas kräftezehrend ist. Wir sind froh, solche Ecken Aucklands zu kennen. Und wir werden wiederkommen – das ist klar.

Dienstag, 20. November 2007

Doofer Jetlag

Jetlagopfer

Reisen ist schön. Nach Neuseeland sowieso (naja, wir sind da vielleicht auch voreingenommen). Blöd nur, dass dieses Land leider 12 Stunden Zeitunterschied mit sich bringt. Und der wirkt sich auf jeden ganz unterschiedlich aus: Während „die eine” bisher gar nichts davon spürt, haut es „den anderen” um. Doofer Kreislauf. Doofer Bauch. Doofe Müdigkeit. Doofer Körper. Gemein, einfach den Geist aufzugeben. Soll sich mal nicht so anstellen. Hat doch sonst auch immer funktioniert…

Letztlich kann man daran aber doch nichts machen. Außer warten und nicht aufgeben. Irgendwann stellt sich der Körper schon um. Muss er. Bis dahin muss man ihm einfach ein bisschen Zeit geben, mit der neuen Situation fertig zu werden…

Montag, 19. November 2007

Besuch von weit weg

Anflug auf Auckland
Endlich da!

Nach 40 Stunden Reisezeit haben Kathrins Eltern es heute endlich geschafft. Erschöpft, aber überglücklich trudelten sie aus der automatischen Schiebetür der Ankunftshalle und in unsere Arme. Sie konnten es kaum glauben, in Auckland angekommen zu sein. Wir konnten es im Gegenzug irgendwie auch nicht glauben, Besuch von 18.000 km weit weg zu bekommen. Aber es entsprach durchaus den Tatsachen. Nun war es an uns, sie zu ihrem Bed & Breakfast zu befördern und sie dann lange genug wach zu halten, damit die Umstellung des Tagesrhythmus auf 12 Stunden in die Zukunft beginnen konnte.

Blick von Mount Eden auf die Innenstadt Blick in den Krater von Mount Eden So weit weg von Deutschland
Takapuna Beach Frei wie ein Vogel Skyline von Devonport aus

Zuerst war eine Wohnungsführung bei Marks & Co (=Clementine) an der Tagesordnung. Sodann ein Trip hinauf auf Mt Eden (sie wollten sogar von sich aus zu Fuß hoch), gefolgt von einer Sightseeing-Tour an der Universität, Albert Park und dem Skytower vorbei über die Harbour Bridge und dann zum Sonnenuntergang nach Devonport. Klingt einfach, war aber schon eine Menge an Eindrücken zu verpacken für die beiden. Der Kameraauslöser lief heiß und manchmal vergaßen sie sogar vor Staunen ganz das Abdrücken. Aber das wird sich schon einspielen. Jetzt sollen sie erst einmal etwas Schlaf bekommen…

Samstag, 17. November 2007

Mein Lieblingstrack

Beginn des Wanderwegs Mokoroa Stream
Kathrin klettert
Kleiner Wasserfall entlang des Weges

Vor einigen Tagen ist ein neuer Cache in Auckland veröffentlicht worden. Okay, erst mal nichts Neues, das passiert hier fast jeden Tag. Dieser Cache ist allerdings ein ganz besonderer. Weil wir auf ihn gewartet haben – ohne es zu wissen.
Okay, wie kann das sein? Hat Kathrin ihren Verstand verloren und beginnt zu phantasieren…? Nein, nicht wirklich. Das Ganze macht Sinn. Ich versuche mal, es zu erklären.

Die Vegetation entlang des Weges Kathrin klettert schon wieder
Verzaubernder Wasserfall
Noch ein kleiner Wasserfall

Dieser Cache ist erst einmal kein einfacher. Man muss eine ganze Weile laufen, um zu ihm gelangen. Und man muss nicht nur „irgendwo” laufen. Sondern auf einem ganz besonderem Wanderweg. Und diesen Wanderweg wollten wir schon seit einer ganzen Zeit ausprobieren. Weil wir schon Gutes darüber gehört haben. Und weil er doch zu meinem Lieblingswasserfall in den Waitakeres führt. Jetzt hatten wir also endlich eine Ausrede gefunden, nicht nur davon zu reden, diesen Weg zu begehen, sondern es wirklich auch zu tun.

Fast da Mokoroa Falls Mokoroa Falls von der Seite
Ist das Schnee? Regenbogen

Letzten Mittwoch nach der Arbeit sind wir zum Goldie Bush Reserve gefahren. Nachdem es fast den ganzen Tag geregnet hatte, hat sich nachmittags doch die Sonne und ein blauer Himmel durchgesetzt. Und dann ging es los. In den Busch und ins Abenteuer. Und haben in den nächsten gut drei Stunden nicht nur den Cache, sondern auch unseren Lieblingstrack (der Rundweg ist 5,5 km lang) gefunden. Der Weg führt am Fluss entlang, den man unzählige Male (wir haben irgendwann nicht mehr gezählt) überqueren muss (oder darf – das muss jeder für sich selbst entscheiden, wir haben es auf jeden Fall sehr genossen). Wir gehen durch unberührten Busch, sehen die ganze Zeit keinen Menschen und sind irgendwie eins mit der Natur und den glücklich vor sich hin singenden Vögeln in den Bäumen. Wir entdecken einen kleinen Wasserfall nach dem anderen, erfreuen uns an seinem fröhlichem Geplapper, lassen dann wieder die Stille auf uns wirken, vergessen die Zivilisation, die so fern scheint. Plötzlich wird das Brausen des Wassers lauter und wir sehen die Mokoroa Falls durch die Bäume blitzen. Es ist so schön hier. Eigentlich sollte man niemandem von diesem Ort erzählen, damit er auch weiterhin so unberührt bleibt. Manche Orte müssen geheim bleiben. Sonst verlieren sie ihren Zauber…

Am Ende des Tages hatten wir doch tatsächlich Muskelkater. Komischerweise nur in den Wangen. Muss am verzauberten Dauer-Grinsen gelegen haben…

Freitag, 16. November 2007

Brems' mal,...

…da vorne fährt ein Haus auf der Straße.

Da fährt ein Haus auf der Straße Da fährt ein Haus auf der Straße

Was haben wir uns gestern verwundert die Augen gerieben, als wir auf dem Weg nach Hause mit einem Mal in einem Stau standen, der sich hinter einem Haus gebildet hatte und im Schneckentempo vorwärts zuckelte. Die Welt ist unfair. Warum durften wir nur knapp 100kg mitnehmen, wo andere anscheinend ihre ganze Bude auf die Reise schicken können?

Montag, 12. November 2007

Die Mutter aller Festplatten

Die Mutter aller Festplatten

Ich habe seit kurzem einen Nebenjob an der Uni. Vor ein paar Tagen entdeckte ich an der Job-Pinnwand einen Aushang für einen 150h-Job als Assistent für die „Wartung&rdquo der Computer-Geschichts-Ausstellung. Der Bewerber sollte unter anderem „… keine Angst haben, sich die Finger dreckig zu machen”. Und relativ unerwarteterweise stand nach meiner Bewerbung plötzlich Bob in meinem Büro und vergewisserte sich, dass ich wohl wirklich der richtige „Freak ”für einen solchen Job bin.

Jetzt heißt es: Plakate entwerfen, drucken und einrahmen. Alte Computer reparieren. Mit Plexiglas den Einfluss von vandalierungslustigen Studenten einschränken. Ausstellungsstücke putzen und neu arrangieren. Und noch vieles mehr, unter anderem…

Das Herz der Mutter aller Festplatten

…eine alte Festplatte von 1984 auseinanderzunehmen und die Magnetscheiben in der Speichermedien-Ausstellung unterzubringen. Das bringt Abwechslung in den schreibgeprägten Alltag. Die erste Herausforderung war es, das Ding auf den Tisch zu wuchten. Zwei Leute brauchten wir, da der gesamte Koloss ca. 60kg wiegt. Dann die richtigen Werkzeuge besorgen, die eher aus einer Automobilwerkstatt stammen als aus der IT-Abteilung. Schraube um Schraube, Kabelstrang um Kabelstrang, Platine um Platine löst sich das Produkt in seine Einzelteile auf. Alle vorbeigehenden Professoren und Studenten schütteln den Kopf, dass man früher mit solchen Apparaten Informationen verarbeiten konnte (Leute, habt ihr euch schon mal die alte Lochkarten-Kiste im 1. Stock angesehen?). Ich habe auf jeden Fall meinen Spaß, Dinge zu zerpflücken und verdiene auch noch Geld dabei. Wo bekommt man so etwas heute noch - außer als Sprengmeister?

Montag, 5. November 2007

Knallköppe

Während ich diese Zeilen hier schreibe, ist draußen Krieg. Es knallt und blitzt an allen Ecken und Enden. Nein, es ist nicht eine extreme Umstellung der Zeitzone, so dass wir nun schon Sylvester haben. Es nennt sich Guy Fawkes und ist ein Nationalfeiertag. Seit 4 Tagen werden Knallkörper verkauft und natürlich probiert die Jugend (und wahrscheinlich auch eine nicht geringe Anzahl Erwachsener) schon vorher aus, wie man es am besten rummsen lassen kann. Manche scheinen sich dabei an ihrem Vorbild zu orientieren und übertreiben es etwas mit der Menge oder untertreiben mit der Vorsicht. Selbst Profis sind vor Unfällen nicht gefeit.

Clementine ist genau so wie Premierministerin Helen Clark (die auch wie wir im Bezirk Mt Eden wohnt) von dem Lärm nicht begeistert. Sie hält sich momentan bevorzugt unter dem Bett auf. Wir sind froh, wenn man ab morgen wieder mit ihr schmusen kann, ohne befürchten zu müssen, beim nächsten Knall von draußen eine Kreissäge auf dem Schoss zu haben, die so schnell wie möglich weg will.

Freitag, 2. November 2007

Jubiläum

Erst heute bemerken wir, dass unser Blog schon seit dem 12. Oktober genau ein Jahr besteht. Mein Gott, wie die Zeit vergeht. Und was in der Zeit schon alles passiert ist:

Oktober 2006
Start des Blogs / Antrag auf Visum ausgefüllt und eingereicht / Angefangen zu klettern
November 2006
Die Visa sind da
Dezember 2006
Das Gefühlschaos wird schlimmer
Januar 2007
Wohnungsauflösung / Abflug, Flug verpasst, Ankunft / Stefan wird wieder Student / Unsere neue Wohnung
Februar 2007
Einzug in die neue Wohnung / Unser neues altes Auto / Kathrins 30. Geburtstag
April 2007
Geocaching / Stefans Geburtstag / Unsere Katze Clementine
Mai 2007
Kathrins neue Tätowierung / Kathrins erster Arbeitstag / Nachwuchs in der Gemeinde
Juli 2007
Eine Hochzeit in der Gemeinde / Clementine wird kastriert / Unser erster eigener Cache
August 2007
Auto aufgebrochen
September 2007
Stefan in Brisbane / Kathrin allein zu Haus / Wochenende im Ferienhaus
Oktober 2007
Caving / 1. Preis bei Poster Competition / Pararaha Ironman

So langsam kann das Tempo mal ein wenig nachlassen. Sonst bin ich mit dem Studium schon fertig und bemerke es vielleicht gar nicht. Naja, Hauptsache, wir langweilen uns hier nicht zu Tode. Aber von der neuseeländischen Gemütlichkeit haben wir bisher wirklich noch nicht so viel mitbekommen.