Heute haben wir unsere selbst bemalten Teller von „Paint the Earth” abgeholt. Und wir waren frohen Mutes, da uns innerhalb der Woche kein Hiobs-Anruf mitteilen musste, dass beim Brennen Risse aufgetreten sind. Im Laden dann werden wir vom Personal mit den Worten „I am very sorry, but...” empfangen. Wie bitte? Schon wieder Risse? Diesmal haben wir die Teller nicht nach Hause transportiert, sondern da gelassen. Welche Erklärung gibt es denn diesmal?
Eine ganz einfache: Die Charge Pasta-Teller-Tonrohlinge war fehlerhaft. Oh. Sieh mal einer an. Also doch nicht unsere Schuld wie ursprünglich behauptet. Und eine Erstattung bekommen wir auch noch. Da fällt es uns dann auch leichter, uns für unseren Wutausbruch zu entschuldigen. Immerhin sind die Teller dieses Mal auch beide brauchbar und nur auf der Rückseite von Kathrins Kiwi sind Risse. Die einzige Einschränkung für den Gebrauch ist es, nicht die Spülmaschine zu nutzen. Gut. Damit kann man leben.
Was mich nervt ist, als Kunde immer erst als doof und/oder schuld hingestellt zu werden. Ganz so, wie zu Beginn dieser Woche (meine erste offizielle Ferienwoche in diesem Jahr) mit der neuen Kamera…
Da kauft man für eine nicht unerhebliche Stange Geld eine digitale Spiegelreflexkamera eines nicht unbekannten Herstellers (der mit der gelben Schrift) und freut sich zu Beginn über die neuen und besseren Fähigkeiten des Nach-Nachfolgers der guten alten D80. Und dann. Dann plötzlich tauchen Punkte im Bild auf. Hm. Wahrscheinlich Staub. Kein Problem. Hab ja jetzt eine Dust-Removal-Function. Oh. Klappt nicht. Wahrscheinlich fieser Staub so wie Pollen. Kann passieren. Aber nach nur 39 Bildern? Und im Winter? Ohne dass ich je die Linse abgenommen habe? Seltsam.
100 Photos später noch mehr Dreck. Bei Photo 1000 dann ist es schon ganz schlimm und es macht echt keinen Spaß mehr, in Lightroom die ganzen Punkte wegzuretuschieren. Leicht genervt habe ich dann vor ca. 3 Wochen mal die Linse abgenommen, den Spiegel hochgeklappt und nachgeschaut. Oh. Was ist das? Hat da jemand auf den Sensor gespuckt? Eine schmierig schillernde Substanz klebt auf der rechten Seite des Sensors. Kein Wunder, dass die Staubreduktion da nichts ausrichten kann.
Jetzt, wo ich Urlaub habe, komme ich dann auch endlich mal dazu, zum Händler zurück zu fahren und ihm das Malheur zu zeigen. „Kein Problem” sagt der Verkäufer. Das muss irgendwas aus der Kameramechanik sein. Ab damit zu MacAlister zum Reinigen. Das ist ein Garantiefall. Gesagt - Getan.
Nachmittags dann der Anruf vom Techniker: Neee. Das ist kein Garantiefall. Da hat jemand rumgesaut. Wahrscheinlich selber versucht, den Sensor zu reinigen. Ich frage zurück, wer das denn sein solle, da ich die Kamera nicht verliehen habe und selber mich nie an den Sensor trauen würde. Keine Ahnung, die Antwort. Aber das ist kein Garantiefall. Und es gibt auch kein Problem mit der Kameramechanik. $200 wird das dann wohl werden. Na Danke. Bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Ich hänge frustriert auf (um genau zu sein, kann Kathrin mich gerade noch davon abhalten, das Telefon in die Ecke zu schmeißen).
Was mich am meisten wütend macht ist es, indirekt als Lügner dargestellt zu werden. Klar kann ich die Seite des Technikers verstehen. Aber ich habe das Gefühl, dass meine Seite gar nicht erst in Betracht gezogen wird. Wie dem auch sei. Abends durchforste ich das Internet nach ähnlichen Problemen und stoße dabei - neben vielen Forums-Beiträgen und Hilferufen - wahrhaftig auf eine Flicker-Gruppe zum Thema Nikon-D7000-Öl-Auf-Sensor. Pentax und Canon hatten ähnliche Probleme mit Öl im Mechanismus, welches durch die hohen Geschwindigkeiten der Komponenten im Moment des Auslösens auf den Sensor spritzt. Und Pentax und Canon haben bereits kostenlose Reinigungen und andere Lösungen angeboten. Nikon noch nicht.
Jedenfalls habe ich am nächsten Morgen eine ausführliche Bilderstrecke der zunehmenden Anzahl von Punkten auf dem Sensor hochgeladen und dem Techniker zusammen mit Links auf einige der Diskussionsforen geschickt. Und beim nächsten Telefonat klang er dann auf einmal erheblich verhandlungsbereiter. Und einen Tag später erhalte ich plötzlich eine Email: Nikon hat in der Tat ein Problem mit der D7000 und Öl auf dem Sensor. Er wartet auf weitere Anweisungen zur Reinigung und Behebung. Natürlich innerhalb der Garantie. Na also. Geht doch. Aber erst ist natürlich der Kunde schuld. Grrrrr.
Und ich will gar nicht wissen, wie oft Kunden das Blaue vom Himmel lügen, um billiger oder gar kostenlos an Dienstleistungen zu kommen. Was mich zur Weißglut bringt ist, dass dabei Vertrauen wertlos wird und jeder in jedem nur den Feind sieht. Dass man den Fehler beim anderen sucht statt erst bei sich (siehe auch die Teller). Dass man jede Aktion des anderen als potenziell ausbeutend oder anschuldigend sieht. Ich bin mir nicht sicher, dass das ein Ideal-Zustand ist, und ich weiß auch, dass ich das nicht global ändern kann. Was ich machen kann, ist ehrlich zu bleiben, und nicht gleich aufzugeben, wenn dadurch Dinge zunächst doof oder benachteiligend laufen. Klein anfangen. Beständig bleiben. Und, nicht sofort in Wut handeln, sondern vielleicht eine Nacht darüber schlafen.
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