Fangen wir mit dem Teil an, der uns beiden eigentlich am wenigsten liegt: Städte. Allein beim Durchsehen der Bilder ist uns aufgefallen, dass wir relativ wenige Stadtfotos haben – vor allem repräsentative. Uns hat halt die Natur mehr zugesagt. Trotzdem hat auch das Urbane in Neuseeland seinen ganz eigenen Reiz.
Nehmen wir zum Beispiel Auckland: Mit 1,4 Millionen Einwohnern die größte Metropole des Landes. Da wir bereits in Amerika große Städte, wie z.B. Chicago besucht haben, erwarteten wir in unserem Urlaub ein Labyrinth von Hochhäuserschluchten, sehr förderlich für Nackenstarre. Statt dessen lächelte uns schon beim Anflug auf Auckland International ein großer, bunter Teppich von Häusern an, welcher sich – ähnlich wie Stuttgart – über die Landschaft gelegt hatte. Lediglich das Stadinnere hat seine hohen Gebäude. Aber relativ schnell außerhalb davon wird Auckland flach. Das nimmt etwas von der Bedrohlichkeit, die wir beide immer mit Millionenstädten verbunden haben.
Ebenfalls charakteristisch für Neuseelands Städte ist das Grün, welches große Teile der Stadtbilder beherrscht. Sei es Mount Eden oder die anderen 47 erloschenen Vulkane mitten in Auckland oder große Parks, welche so dicht bewaldet sind, dass man Teile von „Herr der Ringe” darin drehen kann, ohne groß Straßen und Häuser wegretuschieren zu müssen (so geschehen mitten in Wellington). Man merkt den Neuseeländern ihren Stolz auf das Grün und alle anderen Farben der Natur an, welche sie umgibt. Da kommt einem der Weg zur Universität schon einmal wie eine Dschungelexpedition vor. Oder man tritt auf einem Berg mitten in einer Großstadt in einen Kuhfladen und wird dabei noch hämisch von einer Herde brauner, wiederkäuender Kühe observiert.
Flieht man aus Auckland und seinem notorischen Verkehrschaos, so trifft man im Verlauf der Fahrt auf die kleinen und charmanten Städtchen. Sie variieren in ihrer Größe von mehreren Tausend Einwohnern über die kleinen Dörfer, die nur aus ein paar Straßen bestehen, bis hin zu dem Punkt auf der Landkarte mit einem Ortsnamen, der sich im Extremfall als ein einzelnes Haus entpuppt, an welchem man bereits vorbeigefahren ist, ehe man es bemerkt hat. Gerade in diesen kleinen Ansiedlungen scheint die Zeit teilweise stehengeblieben zu sein. Alles läuft geruhsam seinen Gang und Hektik ist ein Fremdwort.
Manche Städte bestechen durch architektonische Eigenarten. Ein Beispiel ist Napier, welches nach dem großen Erdbeben 1931 komplett zerstört und von einer Horde Architekturstudenten im Art-Deco-Stil wieder aufgebaut wurde. Woanders schmiegen sich z.B. kleine, denkmalgeschützte Häuser an riesige Bankgebäude oder werden Parlamentsgebäude in Form eines Bienenstocks gebaut.
Manche Städte lassen groß raushängen, worauf sie besonders stolz sind, wie z.B. Akaroa mit seinem französischen Siedlungshintergrund oder Kaikoura mit den zahllosen Walfischen, die direkt vor der Haustür zu beobachten sind. Im Gegenzug dazu haben andere ihre schlechten Images gerade abgelegt, wie z.B. das Ex-Piratennest Russell. Wiederum andere Ortschaften sind stolz auf ihre Extreme:
- Bluff: die südlichste Stadt der Südinsel
- Christchurch: die englischste aller englischsprachigen Städte
- Queenstown: Geburtsort der extremsten Extremsportarten
- Gisborne: die erste Stadt Neuseelands, die den Sonnenaufgang sieht
- Rotorua: die Stadt, in der Metall am schnellsten rostet
- usw.
Alles in allem sind die Städte in Neuseeland genau so wie der naturverbundene Teil: abwechslungsreich und liebenswert – jede ein Unikat für sich. Wir hatten in unserem Urlaub nie den Eindruck: „Hast du eine gesehen, dann hast du alle gesehen.” Und noch als Nachschlag für alle, die Neuseelands Städte noch besser kennen und somit in diesem Beitrag eine Menge an Details vermissen: Hey, wir hatten nur 5 Wochen Zeit…
1 Kommentar:
Fernweh...
Ich komme gaaanz sicher auch noch mal dahin, nicht 2007, aber irgendwann, spätestens wenn ich in Rente gehe und auch mal länger als 3 Wochen am Stück Urlaub machen kann.
Bis dahin liebe ich Eure Seite! (Und ich bin wieder mal verblüfft darüber, wie klug Ihr mit dem Stress der Wartezeit umgeht. Das ist ja richtig konstruktiv!)
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