Samstag, 30. Dezember 2006

Vergangenheit

Der vorvorletzte Tag dieses Jahres neigt sich dem Ende zu. Eine Zeit, in der viele Menschen noch einmal auf die vergangenen Monate zurückblicken und eine kleine Zwischenbilanz ziehen.
Auch mir geht heute sehr viel durch den Kopf, als ich alte Unterlagen sortiere und in „behalten” und „wegwerfen” aufteile. Dabei finde ich folgendes Gedicht, das ich mal im Rahmen eines Schreibkurses verfasst habe:

Gedanken strömen
Vergangenheit holt mich ein
Altbekannte Gespenster beginnen mich zu verwirren
Vergangenheit holt mich ein
Sie reißen mich auseinander
Und spielen mit meiner Seele
Vergangenheit hat mich eingeholt
Ich stelle mich ihr in den Weg
Kathrin Marks, 2004

Wenn man sich wie Stefan und ich entschlossen hat, einen absoluten Neuanfang zu wagen, stößt man beim Ausmisten auf einige geliebte und ungeliebte Relikte der Vergangenheit. Manche Erinnerungen sind schön, andere weniger. Manche tun immer noch weh. Manche haben einmal sehr weh getan und heute verspürt man nur noch ein leichtes Ziehen wie an einer verheilten Narbe, wenn man wieder damit konfrontiert wird.
Die Frage ist, wie wir mit unserer Vergangenheit umgehen. Einholen wird sie uns sowieso – ob wir sie darum bitten oder nicht, ob wir es wollen oder nicht. Wir können unserem alten Ich nicht auf Dauer entkommen. Und das ist auch gar nicht der Sinn der Sache: Wir sind zunächst einmal geworden, was wir sind, durch das, was wir erlebt haben. Wichtig ist, was wir daraus machen. Jeder Mensch kann es schaffen, seinen Frieden mit der Vergangenheit zu finden – wenn er sich ihr in den Weg stellt. Wenn er nicht wegrennt. Wenn er sie nicht bekämpft, ignoriert, beschimpft oder beschönigt. Wenn er sich die Zeit lässt, die Vergangenheit mit allem Guten und Schlechten anzuschauen, mit allen Gefühlen, die dabei auch hochkommen mögen. Das alles dauert. Und tut weh. Doch dann kann man beginnen, mit ihr abzuschließen. Und die Erfahrungen, die man aus ihr gezogen hat, in der Zukunft positiv zu nutzen. Wenn wir diesen – zugegebenermaßen harten und keineswegs erholsamen – Weg gehen, bekommen wir einen optimistischeren Blick für die Zukunft. Und wir beginnen zu leben – vielleicht zum ersten Mal.
Ich bin froh, dass ich auch diese Wege gehe. Und dass ich dabei nicht alleine bin. Ich hatte immer Menschen, die ein Stück des Weges mit mir gegangen sind. Und ich habe Gott in solche Phasen viel intensiver kennengelernt. Das möchte ich nicht missen. Trotz aller Schmerzen…

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Was ist dem noch hinzuzufügen? Es war offensichtlich die richtige Entscheidung, euch gehen zu lassen. Gott segne Euch im kommenden Jahr weiter so im Übermaß!
(Und für die Gaben finde ich jetzt auch endlich Zeit...)