Die Geologie Neuseelands ist schon allein wegen seiner Lage auf dem „Ring of Fire“ des Pazifischen Ozeans besonders. Geologisch gesehen sind die zwei Inseln relativ jung. Unter ihnen schieben sich die pazifische und die australisch/indische Kontinentalplatten zusammen und dabei rumpelt es kräftig. Endergebnis sind die wunderschönen Südalpen mit ihren Fjorden auf der Südinsel, die aktiven geothermalen Gebiete und Vulkane auf der Nordinsel – und ca. 1000 Erdbeben im Jahr.
Letzteres ist übrigens der Grund, warum in dem Artikel über Städte kaum Häuser aus Stein zu sehen sind. Die fallen einfach zu oft in sich zusammen, wenn die Erde mal wieder wackelt. Daran muss man sich gewöhnen, wenn man in Neuseeland Hausbesitzer wird: Für sein teures Geld bekommt man zumeist nur eine Menge Holz mit etwas Strom- und Wasserleitungen.
Fangen wir in der Mitte der Nordinsel an: Dort bietet der Tongariro National Park mit seinen Vulkanen ein Skigebiet mit Potential für einzigartige Fotos, wenn Mount Ruapehu wie z.B. im Jahr 1995 erwacht und seinen Kratersee mit Überschallgeschwindigkeit in die Atmosphäre pustet. Es gab damals erstaunlicherweise keine Opfer und von den Kiwis nur den trockenen Kommentar: „Sylvester kam heute etwas früh.“ Aber auch, wenn es ruhig zugeht, ist das Panorama sowohl im Sommer als auch im Winter atemberaubend. Vor einem solchen Berg zu stehen macht einem bewußt, dass wir Menschen nur ein kleiner Teil der Natur sind.
Vom Tongariro National Park aus erstreckt sich gen Norden der geologisch aktive Teil Neuseelands: Die Städte Rotorua, Taupo und ihre beiden gleichnamigen Seen sind die Ausgangspunkte für Exkursionen in Landstriche, welche bizarr, bunt und abenteuerlich zugleich sind. Hier dampft, brodelt, blubbert es und ab und zu bricht sich kochendes Wasser eines Geysirs den Weg aus dem Erdinnern gen Himmel. Algen färben Bäume in allen nicht-natürlichen Farben. Die Luft stinkt nach faulen Eiern und Metall bzw. Elektronik rostet überdurchschnittlich schnell. Die meisten Sehenswürdigkeiten haben „…des Teufels” im Namen. So findet man hier sein Badezimmer, sein Wohnzimmer, seine Farbtöpfe und noch vieles mehr. Doch trotz der Nachbarschaft des Leibhaftigen haben sich viele Menschen hier angesiedelt und profitieren in Form von heißem Dampf aus der Erde von der schieren Energie, welche im Erdinnern schlummert.
Ebenfalls davon profitieren kann man, wenn man noch weiter nördlich an einigen Stränden (z.B. auf der Coromandel Halbinsel) kleine Löcher in den Strand buddelt und sich so selber einen kleinen, heißen Pool baut. Wenn es sich dann gerade darin bequem gemacht hat und auf das Meer hinausblickt, kann man vielleicht auch die weiße Dampfwolke von White Island sehen, einer noch hochaktiven Vulkaninsel vor der Küste der Nordinsel. Diese ist quasi der letzte sichtbare Hinweis auf die vulkanisch aktive Zone, welche von dort aus nach Nordosten unter dem Meer weiterverläuft und erst wieder bei den Fiji-Inseln zutage tritt.
Die Südinsel hingegen wartet mit eher ruhigen, dafür aber nicht weniger beeindruckenden Szenarien auf. Hier verschlägt es einem den Atem bei einer Fahrt durch die Fjorde. Man staunt über einen Gletscher, welcher hoch oben im Berg beginnt und mitten im Dschungel bei 27°C im Sommer endet. Man betrachtet verwundert die pfannekuchenartigen Stapel von Gestein bei den Pancake Rocks. Wissenschaftler grübeln über die Entstehungsgeschichte der Moeraki Boulders – perfekt runde Steinklumpen mit kristallinen Geflechten. Die wunderschöne Banks Peninsula ist das Ergebnis von drei miteinander verschmolzenen Vulkankratern, welche vor Urzeiten für eine gehörige Portion Lärm gesorgt haben müssen.
Mancher denkt vielleicht, Geologie ist doch etwas Langweiliges. Aber hier in Neuseeland wird man eines Besseren belehrt. Alles ist aktiv, in Bewegung, bunt, abwechslungsreich, spannend. Gleichzeitig weisen die Urkräfte und Gefahren den Menschen zurück in seine Schranken, wenn er sich mal wieder zu wichtig nehmen will. Die Schlußfolgerung, nur ein kleiner Teil eines großen Ganzen zu sein, haben die Maori schon lange gezogen. Und wir täten manchmal vielleicht auch gut daran.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen