Montag, 24. Oktober 2011

24 Jahre

365 Project: 24 Jahre

So lange hat es jetzt gedauert, bis die All Blacks wieder den Webb Ellis Cup in den Händen halten konnten. Das Endspiel war unblutig, von der Leistung der All Blacks her gesehen enttäuschend, und deswegen nervenzerfetzend. Bis zur letzten Minute lagen die Franzosen nur einen Punkt zurück und hatten zahlreiche Gelegenheiten, in Führung zu gelangen. Am Ende dann rafften sich die All Blacks noch mal auf und trieben den Ball Meter für Meter zurück, bis dann der erlösende Schlusspfiff ertönte.

Jetzt sind wir erschöpft, glücklich, müde, und heiser. Erstmal schlafen. Zum Glück ist morgen Labour Day. Da können wir noch einmal ausschlafen. Und dann geht das Leben normal weiter.

Montag, 17. Oktober 2011

Bloody Good Game

 

Wow, was für ein Spiel. Mit einigen Freunden zusammen haben wir am Sonntag Abend das Halbfinal-Spiel Australien (Wallabies) gegen Neuseeland (All Blacks) durchgefiebert. Und was für ein Spiel das war. Ganz regelgerecht wurden da die Australier vermöbelt und mussten reihenweise mit blutenden Nasen vom Spielfeld humpeln. Die sollen sich nicht so anstellen wegen einem kleinen Stupser auf die Nase. Andy Ellis von den All Blacks sah viel schlimmer aus und nahm es trotzdem recht gelassen hin (das kann man doch mit 8er Draht ganz leicht flicken).

Und auch wenn die All Blacks einige gute Chancen verspielt haben, so waren sie doch sehr deutlich spielbestimmend. Jetzt ist ganz Neuseeland (naja, vielleicht bis auf die meisten Fans der anderen Mannschaften) gespannt auf Sonntag 21:00, wenn sie Frankreich entgegentreten werden. In diesem Sinne: Bonne chance.

Mittwoch, 14. September 2011

Ein Mensch zu Gast

Gast

Und so wie Neuseeland momentan die Welt zu Gast hat wegen der Rugby WM, so haben wir einen Gast zu Gast bei uns wegen der Gemeinde. Jael wird einige Zeit in unserer Gemeinde im Zuge eines Praktikums aushelfen. Wir haben uns bereit erklärt, sie bei uns unterzubringen - so wie wir am Anfang auch von der Familie Beisley untergebracht wurden.

Und so wurde kurzerhand der Computer ins Wohnzimmer verfrachtet, einige Bücher in den Schuppen ausgelagert, und ich habe meine Klamotten im Flurschrank untergebracht. So hat sie denn das Arbeitszimmer komplett für sich, bis sie irgendwann, wenn der Reise- und Umzugs-Stress verblasst ist und sie sich einigermaßen eingelebt hat auch auf eigene Wohnungssuche begeben kann.

Sonntag, 11. September 2011

Die Welt zu Gast

Rugby World Cup 2011
Rugby World Cup 2011 - Fans
Rugby World Cup 2011 - Fans
Rugby World Cup 2011 - Opening Ceremony Fireworks
Rugby World Cup 2011 - Opening Game

Der Tag ist da. Der Rugby World Cup ist eingeläutet. Die Welt schaut auf Neuseeland. Die Neuseeländer schauen auf die All Blacks. Und die haben sich heute Abend beim Eröffnungsspiel gegen Tonga ziemlich gut geschlagen.

Kathrin und ich hatten vor, bei der Eröffnungsfeier am Hafen live dabei zu sein. Das fing auch ganz gut an, da ich schon drei Stunden vorher da war und mich angestellt habe, während Kathrin noch was erledigen musste und später mit dem Bus nachkommen wollte. Und dann kamen zwei Dinge zusammen. Ich wurde immer mehr von den Massen zusammengeschoben, die sich mangels Crowd-Management nach vorne drängelten. Und Kathrin wartete vergebens auf einen Bus, da das öffentliche Transportsystem ziemlich schnell in die Knie ging bei dem Versuch, 50000 Menschen in die Innenstadt und in das Eden Park Stadium zu befördern. Kurzerhand bliesen wir den Plan ab und fuhren nach Hause. Dort am Fernseher konnten wir erstens ohne das ganze Gedränge und zweitens viel besser die Ankunft der Wakas, den Massen-Haka und die Musikbeiträge verfolgen. Dann sind wir mit Chad und Diane zum Strand und haben das Feuerwerk bestaunt. Und dann haben wir gemütlich am Fernseher das Eröffnungsspiel angeschaut. Das ist doch viel besser, als in den Massen plattgetrampelt zu werden und auf die Busse und Bahnen zu fluchen.

Sonntag, 4. September 2011

Viel Zeit

Houseshopping
Unterbodenisolierung?

Na das ist jetzt aber schon viel zu lange her, dass wir was im Blog geschrieben haben.

In der Zwischenzeit ist allerdings nicht viel neues passiert, außer dass wir fast ein Haus gekauft haben.

Das ging alles so schnell, dass wir es erst jetzt so langsam verdaut haben. Angefangen hat es mit Kathrin, die einer Arbeitskollegin über die Schulter geschaut hat, während diese nach Häusern in der Zeitung Ausschau hielt. Da fiel ihr ein schniekes kleines Haus auf, dass gar nicht so weit weg von uns angeboten wurde. Zufälligerweise waren wir am Wochenende bei einer Geburtstagsfeier eines Freundes gerade mal ca. 100m weit weg eingeladen. Also haben wir es uns angeschaut – und uns total verliebt. Schnuffig, verwinkelt, Regenwassertank, Hochbeete, Sonnig, Balkon, Butze mit Strom, eingerahmt von einem Park, und noch vieles mehr.

Kathrin wollte sofort zugreifen, aber mir war das zu schnell. Innerlich allerdings machte ich ein Abkommen dass wenn das Haus nach zwei Wochen noch auf dem Markt ist, wir es versuchen sollten. Und genau das passierte. Wir hatten beide mehr oder weniger schnell das ganze schon vergessen, als uns einige Leute nach dem Gottesdienst fragten, wie es denn „mit dem Hauskauf” laufen würde – und dass das Haus ja noch angeboten wird. Wie bitte?

Also sind wir nochmal hin, diesmal mit Freunden und einem Baumeister, der uns einen ersten Eindruck von der baulichen Qualität geben sollte. Und er fand das Haus ziemlich gut. Dann ging es rund. Wir haben Finanzierungsangebote eingeholt, und dann am Wochenende darauf uns mit der Verkäuferin auf einen Preis geeinigt. Daraufhin musste so etwas wie eine Grundbucheintragungs-Prüfung erfolgen, die Finanzierung richtig eingestielt werden, und ein Baumeister einen ausführlichen Bericht anfertigen. Letzterer kam dann auch: 18 Seiten. Voll mit allen guten und weniger guten Seiten. Und im Laufe der Zeit fielen uns dann leider die ganzen Mängel auf, die uns doch an dem verhandelten Preis stark zweifeln ließen. Den eigentlichen Rückzug gab es dann nachdem wir an einem Sonntag Nachmittag nochmal drin waren und die Mängel mal selbst in Augenschein genommen haben. Mir fiel vor allem auf, dass das mit dem „Sonnig” doch nicht ganz so der Fall war und selbst nach einem halben Tag schönsten Sonnenschein der Boden eiskalt war. Kein Wunder, wenn unter dem Haus die Bodenisolierung halb zerfetzt herunter hängt. Kathrin stieß es sauer auf dass die ganze Zeit von 100m2 geredet wurde, beim Nachmessen wir aber nur großzügige 85m2 messen konnten. Dazu kamen noch einige andere Ungereimtheiten, unsere Einstellung und Begeisterung kippte, und nach etwas Gewurstel mit dem Immobilienmakler und dem Anwalt haben wir den vorläufigen Kaufvertrag annulliert und sind nun auf der weiteren Suche.

Aber das waren anstrengende Wochen. Emotional. Auf und Ab und Auf und Ab. Freude, bangen, freuen. Ernüchtern, beruhigen, freuen. Zweifeln, Bangen, Erleichterung. Und das im Schnellkurs. Wow. Letztes Wochenende haben wir erst einmal richtig und ruhig ausschlafen können.

Uns tut es schon Leid um das kleine Häuschen. Aber es wird auch noch andere Gelegenheiten geben. Wir haben auf jeden Fall gelernt. Viel gelernt. Schnell lernen müssen. Und das nächste Mal werden wir etwas sicherer und informierter an die Sache herangehen.

Dienstag, 19. Juli 2011

Is there a Doctor in the house?

Fragten unsere Nachbarn, als wir nach Hause kamen

„Yes there is – now.”, sagte ich, als ich ihre Wohnung betreten hatte ;-)

Es ist wirklich passiert. Nach 15 Minuten Präsentation, 75 Minuten intensivem Kreuzverhör und 10 Minuten Vor-Der-Tür-Warten rief mich der Prüfungs-Vorsitzende heute Nachmittag um 13:40 in den Raum, streckte mit die Hand entgegen und sagte feierlich: „Herzlichen Glückwunsch. Wir sind zu der einstimmigen Entscheidung gelangt, Ihnen offiziell den PhD Titel zu verleihen.”

Es müssen zwar noch kleine Änderungen an der Thesis vollzogen werden, aber das ist jetzt Nebensache. Die vier Jahre Hauptarbeit sind abgeschlossen. Hinter mir. Done and dusted. Yay. Ich hab's geschafft. Jetzt gehe ich erst einmal feiern…

Freitag, 8. Juli 2011

Drachen

Gewinner-Foto

Und noch etwas Unerwartetes ist passiert: Ich habe den ersten Preis - einen Drachen - in einem Fotowettbewerb für den Manu Aute Kite Day gewonnen. Und was noch besser ist: Auckland Council überlegt, dieses Foto im nächsten Jahr für die Matariki Kampagne zu verwenden. Yay.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Verteidigungshaltung

Finish on 365 Project

Es ist soweit: Die Prüfer haben ihre Berichte eingereicht - Das Graduate Office hat mich darauf vorbereitet, dass in Bälde die Verteidigung meiner Thesis stattfinden wird. Yay. Oh Dear. Ich bin aufgeregt und gleichzeitig besorgt. Weiß ich noch alles? War die Thesis OK? Werde ich auseinandergenommen werden? Hilft nix. So gut es geht vorbereiten und dann Augen auf und durch. Ende diesen Monats spätestens wissen wir mehr.

Addendum: Jetzt ging mit einem Mal alles Ruck-Zuck. Am Dienstag dem 19 um 12:00-14:00 werde ich gegrillt. Also: Daumen drücken…

Montag, 4. Juli 2011

Kundenservice

Paint the Earth Again on 365 Project

Heute haben wir unsere selbst bemalten Teller von „Paint the Earth” abgeholt. Und wir waren frohen Mutes, da uns innerhalb der Woche kein Hiobs-Anruf mitteilen musste, dass beim Brennen Risse aufgetreten sind. Im Laden dann werden wir vom Personal mit den Worten „I am very sorry, but...” empfangen. Wie bitte? Schon wieder Risse? Diesmal haben wir die Teller nicht nach Hause transportiert, sondern da gelassen. Welche Erklärung gibt es denn diesmal?

Eine ganz einfache: Die Charge Pasta-Teller-Tonrohlinge war fehlerhaft. Oh. Sieh mal einer an. Also doch nicht unsere Schuld wie ursprünglich behauptet. Und eine Erstattung bekommen wir auch noch. Da fällt es uns dann auch leichter, uns für unseren Wutausbruch zu entschuldigen. Immerhin sind die Teller dieses Mal auch beide brauchbar und nur auf der Rückseite von Kathrins Kiwi sind Risse. Die einzige Einschränkung für den Gebrauch ist es, nicht die Spülmaschine zu nutzen. Gut. Damit kann man leben.

Was mich nervt ist, als Kunde immer erst als doof und/oder schuld hingestellt zu werden. Ganz so, wie zu Beginn dieser Woche (meine erste offizielle Ferienwoche in diesem Jahr) mit der neuen Kamera…

Da kauft man für eine nicht unerhebliche Stange Geld eine digitale Spiegelreflexkamera eines nicht unbekannten Herstellers (der mit der gelben Schrift) und freut sich zu Beginn über die neuen und besseren Fähigkeiten des Nach-Nachfolgers der guten alten D80. Und dann. Dann plötzlich tauchen Punkte im Bild auf. Hm. Wahrscheinlich Staub. Kein Problem. Hab ja jetzt eine Dust-Removal-Function. Oh. Klappt nicht. Wahrscheinlich fieser Staub so wie Pollen. Kann passieren. Aber nach nur 39 Bildern? Und im Winter? Ohne dass ich je die Linse abgenommen habe? Seltsam.

100 Photos später noch mehr Dreck. Bei Photo 1000 dann ist es schon ganz schlimm und es macht echt keinen Spaß mehr, in Lightroom die ganzen Punkte wegzuretuschieren. Leicht genervt habe ich dann vor ca. 3 Wochen mal die Linse abgenommen, den Spiegel hochgeklappt und nachgeschaut. Oh. Was ist das? Hat da jemand auf den Sensor gespuckt? Eine schmierig schillernde Substanz klebt auf der rechten Seite des Sensors. Kein Wunder, dass die Staubreduktion da nichts ausrichten kann.

Jetzt, wo ich Urlaub habe, komme ich dann auch endlich mal dazu, zum Händler zurück zu fahren und ihm das Malheur zu zeigen. „Kein Problem” sagt der Verkäufer. Das muss irgendwas aus der Kameramechanik sein. Ab damit zu MacAlister zum Reinigen. Das ist ein Garantiefall. Gesagt - Getan.

Nachmittags dann der Anruf vom Techniker: Neee. Das ist kein Garantiefall. Da hat jemand rumgesaut. Wahrscheinlich selber versucht, den Sensor zu reinigen. Ich frage zurück, wer das denn sein solle, da ich die Kamera nicht verliehen habe und selber mich nie an den Sensor trauen würde. Keine Ahnung, die Antwort. Aber das ist kein Garantiefall. Und es gibt auch kein Problem mit der Kameramechanik. $200 wird das dann wohl werden. Na Danke. Bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Ich hänge frustriert auf (um genau zu sein, kann Kathrin mich gerade noch davon abhalten, das Telefon in die Ecke zu schmeißen).

Oil on the Sensor on 365 Project

Was mich am meisten wütend macht ist es, indirekt als Lügner dargestellt zu werden. Klar kann ich die Seite des Technikers verstehen. Aber ich habe das Gefühl, dass meine Seite gar nicht erst in Betracht gezogen wird. Wie dem auch sei. Abends durchforste ich das Internet nach ähnlichen Problemen und stoße dabei - neben vielen Forums-Beiträgen und Hilferufen - wahrhaftig auf eine Flicker-Gruppe zum Thema Nikon-D7000-Öl-Auf-Sensor. Pentax und Canon hatten ähnliche Probleme mit Öl im Mechanismus, welches durch die hohen Geschwindigkeiten der Komponenten im Moment des Auslösens auf den Sensor spritzt. Und Pentax und Canon haben bereits kostenlose Reinigungen und andere Lösungen angeboten. Nikon noch nicht.

Jedenfalls habe ich am nächsten Morgen eine ausführliche Bilderstrecke der zunehmenden Anzahl von Punkten auf dem Sensor hochgeladen und dem Techniker zusammen mit Links auf einige der Diskussionsforen geschickt. Und beim nächsten Telefonat klang er dann auf einmal erheblich verhandlungsbereiter. Und einen Tag später erhalte ich plötzlich eine Email: Nikon hat in der Tat ein Problem mit der D7000 und Öl auf dem Sensor. Er wartet auf weitere Anweisungen zur Reinigung und Behebung. Natürlich innerhalb der Garantie. Na also. Geht doch. Aber erst ist natürlich der Kunde schuld. Grrrrr.

Und ich will gar nicht wissen, wie oft Kunden das Blaue vom Himmel lügen, um billiger oder gar kostenlos an Dienstleistungen zu kommen. Was mich zur Weißglut bringt ist, dass dabei Vertrauen wertlos wird und jeder in jedem nur den Feind sieht. Dass man den Fehler beim anderen sucht statt erst bei sich (siehe auch die Teller). Dass man jede Aktion des anderen als potenziell ausbeutend oder anschuldigend sieht. Ich bin mir nicht sicher, dass das ein Ideal-Zustand ist, und ich weiß auch, dass ich das nicht global ändern kann. Was ich machen kann, ist ehrlich zu bleiben, und nicht gleich aufzugeben, wenn dadurch Dinge zunächst doof oder benachteiligend laufen. Klein anfangen. Beständig bleiben. Und, nicht sofort in Wut handeln, sondern vielleicht eine Nacht darüber schlafen.

Samstag, 21. Mai 2011

Ausschweifungen

lernen, lernen, lernen

Lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen auf dem Blog. Seitdem ich studiere, habe ich mich irgendwie ganz schön vergraben in den ganzen Texten, die wir lesen, den Hausarbeiten, die geschrieben werden müssen, und dann noch Prüfungen und Praktikum und und und. Aber ich genieße es. Ich habe das Gefühl, dass die Entscheidung, noch einmal die Schulbank zu drücken, genau die richtige war. Meine Mitstudenten sind super, altersmäßig sehr gemischt (von 25-57), so ziemlich alle haben eine Menge Lebenserfahrung (viele haben Suchtprobleme gehabt in der Vergangenheit, manche waren bereits im Gefängnis). Wir sind ca. gleich viele Männer wie Frauen. Einige kommen aus Neuseeland, andere nicht. Und alle haben wir den Wunsch gemeinsam, Counsellor zu werden.

Das Studium ist auf jeden Fall anspruchsvoll. Mein Kopf ist vor allem in den ersten Wochen fast überfordert damit gewesen, plötzlich so viel Neues aufnehmen zu müssen. Ich war ständig müde und überarbeitet. Auch, weil ich so perfektionistisch bin und mich nicht gerne mit „mittelmäßigem” zufrieden gebe. Mittlerweile habe ich erkannt (erkennen müssen), dass ich so gestresst aber nicht drei Jahre durchhalte und einen Gang runterschalten muss. Und habe jetzt meinen (temporären?) Frieden damit gefunden.

Das Studium ist auch anspruchsvoll, weil es nicht nur um pure Wissensvermittlung geht, sondern um ständige persönliche Weiterentwicklung. Und so werden wir immer wieder herausgefordert, uns unsere Vorurteile anzugucken und die ganzen Ecken in unserer Persönlichkeit, die wir am liebsten vergessen würden. Das tut manchmal ganz schön weh und ist nicht immer schön anzusehen, aber wie kann ich als Counsellor Weiterentwicklung von einem Menschen „erwarten”, wenn ich nicht selbst zuerst dazu bereit bin? Gar nicht. Also gucke ich hin. Und entdecke. Und trauere manchmal. Und dann staune ich wieder.

Eine dieser Veränderung in mir wurde angestoßen durch ein Gruppenprojekt in Soziologie. Unsere Aufgabe war es, Forschung zu einem frei gewählten Thema zu betreiben und dann einen (Gesetzes-)Entwurf zu erstellen. Zusammen mit zwei Mitstudenten habe ich mich mit Tierquälerei und der Verbindung zu anderweitiger Kriminalität beschäftigt. Es ist erwiesen, dass Menschen, die Tiere quälen, im weiteren Verlauf diese Gewalt gegen Mitmenschen richten. Als Ursache wird oftmals mangelndes Einfühlungsvermögen und ein niedriges Selbstbewusstsein gesehen. Wir haben den Gesetzesvorschlag entwickelt, dass Straftäter aus diesen Gründen nicht einfach nur eine Strafe zahlen müssen und/oder ins Gefängnis kommen, wenn sie wegen Tierquälerei angeklagt worden sind, sondern zusätzlich obligatorische Sitzungen mit einem Counsellor machen müssen. Um in einem geschützten Rahmen an ihren grundlegenden Problemen arbeiten zu können. Wir wissen noch nicht, ob wir diesen Entwurf wirklich einreichen (obwohl unsere Dozenten uns dazu ermutigt haben, als wir ihn präsentiert haben), aber ich habe viel gelernt, dadurch, dass ich mich so bewusst mit diesem Thema (Tierquälerei und soziologischen Fragen generell) beschäftigt habe.

Ich liebe Tiere. Ich könnte nie ein Tier töten und scheitere sogar daran, eine Mücke zu töten. Trotzdem esse ich Fleisch. Das werde ich auch noch weiter tun. Aber weniger. Und nur noch Biofleisch. Das ist teurer, aber ich kann es sonst mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren. Gleichzeitig versuchen wir, generell mehr Fair Trade- und Bioprodukte zu kaufen, auch, wenn unsere Finanzen es noch nicht zulassen, ganz umzusteigen. Dann liebe ich die Natur. Und es macht mich traurig, dass wir Menschen schon so viel kaputt gemacht haben. Also versuchen jetzt sowohl Stefan als auch ich noch verstärkter, Müll zu vermeiden. Wir planen unser Traumhaus (wer weiß, ob wir jemals genug Geld haben werden, um es tatsächlich zu bauen) und betreiben da bewusst Nachforschungen, wie man es so umweltschonend wie möglich bauen (oder umbauen) kann. Ich hasse mittlerweile jegliche Fastfoodkette, die ganze Schnellebigkeit unserer Gesellschaft. Aber: Das ist meine Einstellung. Ich weiß, dass andere Leute das auch anders sehen, und das ist OK so. Ich will niemandem auf die Füße treten, ich habe mit Sicherheit nicht die Wahrheit (was ist denn eigentlich „die Wahrheit”?) mit Löffeln gefressen. Ich möchte euch nur an dem teilhaben lassen, was sich in den letzten drei Monaten bei mir getan hat.

Und jetzt höre ich mal auf zu schreiben und mache mich ans Abendessen, denn es gibt heute Abend Sushi – lecker!!! Passt alle auf euch auf. Drücke euch.

Dienstag, 3. Mai 2011

Tornado

Deadly Air on 365 Project

Entwarnung. Unsere Wohnung steht noch. Aber das war knapp.

Bisher haben wir Tornados im Fernsehen immer fasziniert beobachtet. Gänsehaut bekommen bei der Zerstörungskraft. Und das ist ja alles ganz gut und schön, wenn die Reportage aus dem „Fernen” Amerika oder so stammt. Aber so nah (15km) war dann doch etwas zu nah für unseren Geschmack.

Ich war an der Uni, als ich nach einer Vorlesung die Nachrichten sah. Und ich wusste dass Kathrin kurz vorher mit dem Bus auf dem Weg nach Hause gewesen war. Dementsprechend erleichtert war ich, als sie mich kurz danach per Skype antextete. Aber sie hat auch etwas mitbekommen – nämlich den extremst starken Regen, der üblicherweise in der Nähe von diesen Rüsseln niedergeht.

Also nochmal: Uns geht es gut. Aber einem Menschen in Auckland gar nicht mehr und einigen Haus- und Geschäftsbesitzern weniger. Und so wechselhaft wie das Wetter momentan ist (ist halt Herbst), gibt es so richtige Entwarnung für die nächsten Tage auch nicht. Mal schauen…

Samstag, 9. April 2011

Blog-Fade

…so nennt man das, wenn ein Blog im Laufe der Zeit immer weniger Einträge aufweist, weil das Interesse der Autoren nachlässt. Oder, wie in unserem Fall, einfach kaum noch Zeit da ist. Seit Beginn des Semesters raucht Kathrin und mir der Kopf vor lauter Dingen die zu tun sind. Bei mir ist das Lectures und Assignments vorbereiten und zu Vorlesungen und Lab-Hours anwesend sein. Bei Kathrin heißt das lernen, lernen, lernen. Aufsätze und Worksheets schreiben und zeitig abgeben.

In einer Woche ist etwas Licht am Ende des Tunnels, da dann Mid-Semester-Break ist. Zwei Wochen Verschnaufpause – oder etwa nicht? Auch da muss Kathrin lernen, und ich würde gerne dem Vorlesungsstoff etwas vorauseilen in den Vorbereitungen.

Auf der Strecke geblieben sind momentan – neben anderen Dingen – Schlaf, der TÜV für unser Auto, und Zeit zum Reden für uns. Man fängt an, die kleinen Momente zwischendurch zu genießen, etwa der gemeinsame Gang zum asiatischen Pfannekuchen-Imbiss in der Mittagspause, oder die Fahrt nach Hause im Bus. Wenigstens studieren/arbeiten wir beide nur eine Straße auseinander entfernt.

Wir hoffen, dass ihr wenigstens über kleine Dinge zwischendurch informiert wurdet über unsere beiden 365-Projekte (hier und hier). Wir betrachten diese Photo-Webseite momentan als Mini-Tagebücher, die etwas weniger Zeit fressen, als einen ganzen Blogeintrag zu verfassen. Also: Betrachten wir die letzte Zeit vielleicht weniger als Blog-Fade, sondern eher als einen Blog-Shift.

Samstag, 12. März 2011

Uns geht's gut...

…vielen anderen aber nicht. Die Bewohner von Christchurch knacken noch an dem letzten, zweiten Erdbeben. Viele Einwohner flüchten in die umliegenden Städte und wollen dort die Trümmer ihres Lebens aufräumen. Wer will es ihnen verdenken.

Und dann erfuhren wir von dem Beben in Japan. Der erste Gedanke war: „Ah ja. Noch eins. Langsam wird's langweilig.” Und dann sahen wir die Bilder und die Zahl 8,9. Und dann fühlten wir uns genau so schockiert, hilflos und gleichzeitig fasziniert von den Bildern, wie am 22.2.

Am schlimmsten fühlt sich der Kontrast an. Dort sterben Menschen oder verlieren alles, was sie haben. Hier sitzen wir gerade bei Frühstück, Sonnenschein und Wochenende. Das passt mental nicht zusammen. Ich weiß, dass es niemandem was bringt, aber ich fühle mich durch diese Nachrichten gelähmt und „nicht berechtigt”, Freude am Moment zu haben.

Dabei läuft es für mich als Lecturer an der AUT doch eigentlich gut. Ich habe Spaß mit den Studenten. Sie lieben meinen Lehrstil (zumindest jetzt zu Beginn noch). Was nervt, ist die Menge an Vorbereitung und Administration im Hintergrund. Eigentlich sollte man an der Akademie 40/40/20 arbeiten: 40% Lehre, 40% Forschung, 20% Dienstleistung. Bei mir ist das eher gerade 90/0/10. Aber das wird sich wahrscheinlich auch im Lauf der Zeit einpendeln.

Kathrin geht es auch gut, bis auf die Menge an Stoff, die sie in ihr schlaues Köpfchen pressen muss. Aber das wird sie euch selber erzählen.

Also zusammengefasst: Hier ist alles OK. Die einzige Welle, die uns hier betrifft ist die Schockwelle in unseren Gedanken und die Frage: „Hat unser Planet lansgam die Nase voll von uns Menschen?”

Sonntag, 27. Februar 2011

Nelson Lakes - Die Interaktive Fernweh-Karte

Jetzt sind die Photos und die GPS-Daten auf EveryTrail zusammengefügt zu einem Ganzen, in dem ihr unseren Weg und die optischen Eindrücke als Einheit verfolgen könnt. Aber wie immer: Vorsicht, Fernwehgefahr.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Nelson Lakes - Die ganze Schönheit

Lake Rotoroa im Sonnenutergang

Last but not least, hier noch ein paar ganz besondere Highlights von unserer Wanderung. Vorsicht, Fernwehgefahr!

PS: Die Themen-Foto-Slideshows spielen leider rückwärts (Was ihr in den Optionen oben rechts allerdings ändern könnt). Die Slideshow der ganzen Fotos hingegen zeigt euch die chronologisch richtige Reihenfolge.

Nelson Lakes - Flora und Fauna

Rainbow Pass

Die Natur an den Nelson Lakes ist wunderschön, aber wer genau hinschaut und sich Zeit nimmt, entdeckt noch das eine oder andere Juwel in Form von Pflanzen oder Tieren.

Die Tierwelt. Gleich am ersten Tag, als wir gerade an der Hütte angekommen waren, hörte Stefan ein merkwürdiges Kratzen unter der Veranda. Wir schauten uns um und fanden einen Weka in einer Lebendfalle. Natürlich haben wir sofort dem Hüttenwärter Bescheid gesagt, der mit der Basis vereinbarte, dass der Vogel am nächsten Morgen gewogen, markiert und mit einem Transmitter ausgestattet werden würde. Wahrscheinlich hat Stefan ihm so das Leben gerettet, wer weiß, wann man ihn sonst entdeckt hätte. Mehr als einmal sind wir außerdem mitten auf dem Weg stehen geblieben und haben uns mit Tomtits und Robins unterhalten. Und immer wieder haben wir Insekten entdeckt, wie Libellen, so lang wie eine ganze Hand, Grashüpfer oder Heuschrecken, die sich wie ein Chamäleon auf Steinen verstecken und merkwürdige Langnasenkäfer. Sandfliegen und Wespen haben wir auch en masse gesehen, allerdings hätten wir darauf liebend gerne verzichtet.

Auch die Pflanzenwelt ist voll von kleinen Überraschungen. Immer wieder kann man sattgrüne Farne bestaunen, die sanft im Wind hin und her wiegen. Moos wächst fast überall und laedt den Wanderer ein, sich hinzusetzen und ein wenig auszuruhen – der darauf eine nassen Hintern bekommt oder vielleicht von einer Wespe gestochen wird, die darunter ihr Nest hatte (wie es mir einmal passiert ist, als ich nichtsahnend an einen der zahlreichen Mooshügel gestoßen bin). Es gibt unzählige kleine Blümchen zu bewundern, die mit dem Sonnenlicht um die Wette strahlen oder durch Regentropfen edel verziert werden. Die Pflanzen- und Tierwelt hat so viel zu bieten. Bleib stehen und guck Dich um.

Nelson Lakes - Die Hütten

Upper Travers Hut

Eine Besonderheit des Wanderns ist es, dass man entweder im Zelt übernachtet oder in Hütten, die meist mehrere Stunden Fußmarsch voneinander entfernt liegen. Wir haben uns bisher immer an Hütten gehalten, scheuen wir doch noch das extra Gewicht des Zeltes und der Schlafmatten. Natürlich hat ein Zelt auch große Vorteile (man kann bleiben, wo es einem gefällt – wie in einem Camper) und man hat in einem Notfall gleich eine Möglichkeit, einen trockenen und winddichten Unterschlupf aufzubauen. Wie dem auch sei, wir haben uns bisher auf Hütten verlassen.

Hütten in Neuseeland befinden sich meist in landschaftlich schönen Lagen und verfügen in der Regel über Etagenbetten, Matratzen, Kochgelegenheiten, einen Holzofen, ein Plumpsklo (natürlich in einiger Entfernung) und eine Spüle mit fließend Wasser. Hütten sind Gemeinschaftsräume – es gibt wenig bis keine Privatsphäre. Aus Respekt versucht man, die anderen Personen höflich zu ignorieren, wenn sie sich umziehen, und sieht auch sonst über den einen oder anderen Fauxpas hinweg (so wie die typischen Wanderblähungen oder das nächtliche Schnarchen). Hütten sind gesellig, oftmals sitzt man abends zusammen am Tisch, vergleicht neidisch-neckend die Qualität des Abendessens, spielt zusammen Karten, liest Bücher oder tauscht Geschichten aus. Manchmal entstehen daraus tiefere Freundschaften. Es ist interessant, wie schnell sich Menschen kennenlernen, wenn sie auf engem Raum halb-gezwungenermaßen einige Abende miteinander verbringen. Während man im normalen Leben vielleicht überhaupt nicht aufeinander treffen würde, weil man scheinbar nichts gemeinsam hat (dieses Mal habe wir uns besonders gut mit einem Polizeifotografen und einem Architekten unterhalten), nimmt man beim Wandern schneller Anteil am Leben des anderen, erfährt so einiges über die jeweilige Familiensituation und lacht und träumt und schweigt zusammen. Man sorgt sich um die anderen und hofft, dass sie die Wanderung ohne böse Zwischenfälle hinter sich bringen werden.

Das Hüttenleben ist sehr einfach. Man hat nur das absolut Notwendige und trotzdem oft so viel mehr, als man zum Glücklichsein braucht: Nette Gesellschaft, einen trockenen und warmen Raum, wenn es regnet, einen Platz zum Schlafen. Die Hütten geben dem Wandern seine Seele.

Nelson Lakes - Die vielen Gesichter eines Wanderwegs

Ein schönes Stück Wanderweg

Im nächsten Teil unseres Berichts über unsere 9-tägige Wanderung an den Nelson Lakes widme ich mich dem Wanderweg selbst. Viele Gesichter hat er: Freundliche und grimmige, sanfte und raue. Manchmal streiften wir durch Wiesen, durch kniehohes Gras, am Fluss entlang, die Berge im Rücken oder vor uns. Manchmal wanderten wir durch verwunschenen Wald, vorbei an Mooshügeln, die mit Sicherheit von Elfen bewohnt werden. Manchmal stolperten wir über Wurzeln, die wie Spaghetti auf den Boden gelegt worden waren. Manchmal kletterten wir über Felsen langsam aber sicher nach oben oder unten, bedacht darauf, bloß nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Manchmal mussten wir kleine Bäche oder Flüsse überqueren, die fröhlich vor sich hinglucksten und schelmisch darauf hofften, dass wir abrutschen und uns die Füße nass machen. Manchmal führte uns der Weg über Geröll steil aufwärts oder abwärts, so dass wir uns vorkamen, als würden wir über Murmeln laufen. Manchmal wurde der Wanderweg ganz scheu und versteckte sich inmitten von Farn oder gefallenen Bäumen oder Gebüschen. Manchmal hatte er gerade eine Schlammpackung aufgelegt und lud uns ein, unseren Schuhen ein neues (braunes) Aussehen zu verpassen.

Sehr abwechslungsreich war der Wanderweg. Und wer sich gerne anschauen möchte, wie das Ganze so aussieht, kann sich hier umschauen. Wir haben ihn genossen, auch, wenn wir uns nach den ersten Tagen jedes Mal tierisch gefreut haben, wenn wir einfach einmal für ein paar Meter laufen konnten, ohne jeden Schritt genau planen zu müssen. Aber so ist das nun einmal, wenn man wandern geht: Man begibt sich in die Natur und gibt sich ihr hin. Ebenso haben wir uns dem Wanderweg selbst hingegeben. Und ihn genossen. Und hoffen insgeheim, dass er weniger gewartet wird, damit er noch schwieriger wird und noch weniger Menschen an den Nelson Lakes wandern gehen. Manche Orte sollen einfach schwierig zu erreichen sein und am besten geheim bleiben.

Nelson Lakes - Das Wetter: Wer hätte das zu hoffen gewagt?

In die Wolken abtauchen

Das Wetter ist so eine Sache, wenn man wandern geht. Man kann es nicht beeinflussen, man ist ihm ausgeliefert und muss sich ihm anpassen. Es kann sich von seiner besten Seite zeigen oder eine Wanderung innerhalb von Minuten sehr gefährlich machen.

Die Wettervorhersage für uns war ziemlich durchwachsen. Regen, Regen und noch ein bisschen mehr Regen wurde angekündigt. Naja, was soll's, Regen ist an sich nicht gefährlich, nur nervig. Die ersten drei Tage waren außerdem recht geschützt, erst am vierten Tag brauchten wir einigermaßen stabiles Wetter, um einen knapp 2000m hohen Sattel zu überqueren. Wir starteten unsere Wanderung also mit der Aussicht auf recht ungemütliches Wetter – und wurden mehr als positiv überrascht.

Natürlich haben wir in den 9 Tagen auch Wolken und Nebel und Regen zu sehen bekommen, aber wirklich nass geworden sind wir nur an 2 Tagen (an einem hatte es die ersten 2 Stunden, die wir unterwegs waren, geregnet, und an einem anderen Tag hat es die ganze Zeit geschüttet). Ansonsten wurden wir verwöhnt mit Sonne und leichten, kühlenden Brisen, verspielten Wolken und wogendem Nebel. Wir haben uns auf das Schlimmste vorbereitet und wurden so sehr beschenkt. Wow.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Nelson Lakes - Die Abenteuer des Kiwi

Entspannen

Ich muss schon sagen, dass ich ganz schön enttäuscht war, dass Mama und Papa mich einfach vergessen haben, als sie nach Deutschland geflogen sind. Ich hatte mich so darauf gefreut, auch einmal im Schnee zu spielen und neue und alte Freunde zu treffen. Nachdem ich also eine Weile geschmollt habe, haben mir meine Eltern versprochen, mich auf jeden Fall auf ihre lange Wanderung mitzunehmen. Um sicher zu gehen, dass sie mich nicht schon wieder vergessen, habe ich mich direkt an Mamas Rucksack festgeklemmt, um ganz ganz sicher zu gehen.

Und ich bin froh, dass ich mitgekommen bin hier könnt ihr euch anschauen, was ich erlebt habe). Zwar habe ich mir den Fuß ein wenig aufgeschnitten und musste eines Abends in der Hütte medizinisch versorgt werden (aber da meine Eltern ja gerade erst einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht haben, war ich da in den besten Händen), aber sonst hat es mir rundum gut gefallen. Viel frische Luft, nette Unterhaltungen mit Artgenossen und rundum tolle Natur. Mehr als einmal habe ich versucht, meinen Eltern wegzulaufen und mich hinter einem Mooshügel zu verstecken, aber sie haben mich doch immer wieder gefunden. Ist vielleicht auch besser so. Ich hätte die beiden und meine Freundin Clementine doch sehr vermisst. Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß und haben unsere Zeit zusammen sehr genossen. Und ihren Eiskaffee haben sie in Nelson nach der Wanderung auch mit mir geteilt. Was kann man sich da noch mehr wünschen…

Dienstag, 22. Februar 2011

Nicht schon wieder

Fragile on 365 Project
...untitled... on 365 Project

Einige von euch haben vielleicht schon Kathrins und mein Foto zum heutigen Ereignis gesehen. Wenn nicht, werden es euch die Nachrichten bringen: In Christchurch hat es ein zweites schweres Erdbeben gegeben. Diesmal nur 5km tief, Stärke 6.3, nur 10km von der Innenstadt entfernt, zur Hauptberufszeit. Bis jetzt 38 Tote bestätigt, mehr werden noch erwartet, z.B. unter den Trümmern der bekannten Kathedrale, deren Turm zusammenbrach als Ersthelfer den Schaden begutachten wollten und ein Nachbeben erfolgte.

Mich katapultierten die Bilder und Nachrichten zurück zum 11. September 2001, als mein Arbeitskollege Saiki und ich auf dem Weg nach Hause waren und die Worte des Radiomoderators nicht glauben wollten. Und dann das Gefühl der Hilflosigkeit, als der Fernseher lief.

Uns in Auckland geht es gut, aber der Schock sitzt allen unseren Freunden und Bekannten tief in den Knochen und die Hilfsmaßnahmen für Christchurch laufen auf Hochtouren. Es ist nicht zu verleugenen: Natur ist unberechenbar.

Freitag, 11. Februar 2011

Wieder da

Die Zivilisation hat uns zurück. Um 20.30 sind wir in Auckland am Flughafen gelandet und sitzen jetzt in unseren eigenen vier Wänden, erfreuen uns an Clementine und fürchten das Aufräumen (und Wäsche waschen – Mannometer, stinken die Sachen). Gleich gehen wir erst mal duschen und dann in unser EIGENES Bett. Schön. In den nächsten Tagen (Wochen?) werden wir dann nach und nach die Fotos sortieren und euch auf dem Blog präsentieren. Nur soviel, es war toll, wir hatten nur einen Tag von neun Regen (und zwei Stunden an einem anderen Tag) und wir haben uns in die Gegend verliebt. Das war nicht unsere letzte Wanderung in dem Bereich. Aber jetzt erst einmal gute Nacht. Das Bett ruft sehr sehr laut…

Montag, 31. Januar 2011

Geschafft

Geschafft

Es ist geschafft: Ich habe meine PhD-Thesis abgegeben. Ich kann mich ausruhen. Ich kann wieder einen „normalen” Alltag leben. Nicht gleich wieder an den Computer, wenn man nach Hause kommt. Nicht gleich das nächste Kapitel schreiben, wenn man Abend gegessen hat. Statt dessen mal ein Buch lesen (ein nicht-wissenschaftliches). Ausschlafen. Einen Spieleabend mit Freunden genießen.

Aber ich muss zugeben, etwas traurig war ich schon, dass es nun vorerst vorbei ist (natürlich kommt noch die mündliche Verteidigung, aber das erst in ca. 2-3 Monaten). Vor allem, als ich meinen Arbeitsplatz geräumt und die Poster von der Wand abgemacht habe, wurde mir langsam klar, dass ich dieses Büro in dieser Form nicht mehr so häufig sehen werde. Sehr berührt hat mich auch der entsetzte Einwand von Jaspaljeet, die Poster doch bitte hängen zu lassen. Er ist ein malaysischer Familienvater im zweiten Jahr seines PhD, und wir haben uns in dieser Zeit sehr aneinander gewöhnt. Endlich war ich nicht mehr alleine im Büro. Endlich konnte ich mal meine Erfahrungen an jemanden weitergeben. Und jetzt ist Jaspaljeet derjenige, der alleine im Büro sitzt. Das tut mir schon Leid.

Etwas anderes ist jetzt auch geschafft: Unsere Rucksäcke sind gepackt. Neun Tage werden wir nur mit ihrem Inhalt auskommen müssen, während wir unsere 80km lange Runde im Nelson Lakes National Park drehen. Weg von allem und mal wieder „Back to the Basics”. Wenig Menschen. Wenig Hektik. Viel Natur. Viele Sandfliegen. Und danach sind wir hoffentlich ausgeruht und entspannt genug für den nächsten spannenden Abschnitt in unserem Neuseeland-Abenteuer…


View Nelson Lakes in a larger map

Freitag, 21. Januar 2011

604 800

Kursmaterial

So viele Sekunden noch (zumindest in etwa), bis ich am nächsten Freitag um 15:00 meine PhD-Thesis in das Graduate Office bringen werde. Dann ist er vorbei, dieser Teil meines Lebens. Jeden Morgen ins Büro im 4. Stock des Computer Science Buildings. Das Durchstöbern anderer Publikationen nach wichtigen oder sogar kritischen Informationen. Die Freiheit der eigenen Zeitgestaltung. Der Austausch mit anderen Studenten. Das Schreiben der Thesis. Das Einhalten von Konferenz-Deadlines. Und so weiter.

Dann fängt ein neuer Teil an (Naja, zuerst einmal der Tramping-Urlaub): Meine Arbeit als Dozent an der Auckland University of Technology (AUT). Jeden Morgen ins Büro im 1. Stock des AUT Towers. Das Durchstöbern anderer Publikationen nach wichtigen Informationen. Die (relative) Freiheit der eigenen Zeitgestaltung. Der Austausch mit anderen Studenten. Das Entwerfen des Unterrichtmaterials und der Prüfungsaufgaben. Das Einhalten von Konferenz-Deadlines. Und so weiter.

Gestern hatte ich das erste Treffen mit meinen zukünftigen Kollegen. Und ich muss sagen, es gefällt mir. Es wird in etwa um den gleichen Stoff gehen, den ich an der University of Auckland als Tutor schon behandelt habe. Nur stehe ich diesmal in einer etwas andere Rolle vorne. Mal sehen, wie das wird.

Samstag, 8. Januar 2011

Slow motion

Entspannen

Mein Leben ist plötzlich ganz langsam geworden nach wochenlangem Stress. Die letzten Tage war ich damit beschäftigt, das Reisechaos aufzuräumen und den Kühlschrank aufzustocken und die oder andere Sache zu machen, die liegen geblieben ist. Gleichzeitig habe ich viel Zeit zum Entspannen. Zum Lesen und Spielen und Nichtstun. Fühlt sich gut an. Und trotzdem finde ich es oft schwierig, mich darauf einzulassen. Den Moment zu genießen und dabei nicht darüber nachzudenken, was ich als nächstes machen kann oder muss. Komisch. Da wünscht man sich Ruhe und Zeit und dann kann man sie nicht immer gut nutzen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich einfach nicht gerne lange alleine bin. Stefan war gestern den ersten Tag wieder an der Uni und das wird in den nächsten Wochen auch so bleiben. Und Kathrin ist allein zuhause. Hm. Das klingt gerade alles furchtbar nach Selbstmitleid und dabei ist es doch gar nicht so furchtbar. Also kneife ich jetzt die Arschbacken zusammen und freue mich auf unseren Besuch gleich. Und vielleicht lese ich ja noch ein bisschen in unserem Space Chair. Der hängt nämlich jetzt wunderschön in unserem Wohnzimmer und lädt zum Verweilen ein.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Wieder zuhause

Nach drei Wochen im Schnee und 30 Stunden in Flugzeugen und auf Flughäfen sind wir gestern wieder in Auckland gelandet und wurden von Sonne und 24 Grad und lieben Menschen begrüßt. Es ist schön, wieder zuhause zu sein, unser kleines Reich mit den Mitbringseln aus Deutschland zu füllen (viele Spiele dürfen wir nicht mehr kaufen, sonst brauchen wir einen neue Truhe) und im eigenen Bett begleitet vom wunderbarsten Geräusch der Welt (dem Schnurren unserer Katze) einzuschlafen.

An dieser Stelle noch mal ein dickes Dankeschön an alle, die während der letzten Wochen Zeit mit uns verbracht haben in Deutschland. Wir haben es genossen, so viele Freunden und Verwandte wiederzusehen und zumindest einen Teil der letzten vier Jahre auszutauschen. Danke für alle Überraschungen und Geschenke und Essen und Unterkunft und so vieles mehr. Ihr seid großartig.

Samstag, 1. Januar 2011

Auf ein Neues

Frohes Neues Jahr

Es ist soweit. Das alte Jahr liegt hinter uns. Ein Neues vor uns. Einiges wird sich ändern. Kathrin hört auf zu arbeiten und fängt an zu studieren. Ich höre auf zu studieren und fange an zu arbeiten. Das bedeutet für jeden von uns Anpassungsvermögen. Dabei finde ich es wichtig, dass einiges auch konstant und verlässlich bleibt. Zum Beispiel das Wissen, dass der Ehepartner (beide in diesem Fall) voll hinter dem steht, was der andere macht/vorhat/durchmacht. Dass wir beide in die gleiche Richtung schauen, ein Ziel und eine Vision für uns persönlich, aber auch für unsere Ehe haben. Mit all dem Stress des letzten Jahres und des PhD-Thesis-Schreibe-Endspurts habe ich es zu schätzen gelernt, dass ich mich blind auf Kathrin verlassen darf und kann. Sie hat tapfer im Hintergrund gewerkelt und gearbeitet, um mir den Rücken freizuhalten. Noch einen Monat, und diese Phase ist vorbei. Dann kann ich hoffentlich etwas von ihrem Geschenk erwidern. Ich bin bereit.