Seit Donnerstag arbeite ich wieder. „Wurde ja auch Zeit!” werden die meisten wahrscheinlich sagen. Habe jetzt ja auch lange genug Ferien gehabt. Und ich will mich auch nicht beschweren. Ich habe meine Ferien wirklich sehr gut genutzt, habe einiges abgearbeitet, was hier zuhause liegen geblieben ist, habe Urlaub gehabt, viel Zeit mit Stefan und Freunden verbringen können und langsam aber sicher Clemmi ans Rausgehen gewöhnt. Und es ist auch schön, endlich wieder zu arbeiten. Einen geregelten Alltag zu haben. Ansonsten hätte ich mich wohl auch irgendwann zu Tode gelangweilt.
Donnerstag war es also soweit. Allerdings nicht mehr in meiner alten Klasse, sondern in einer anderen, die sich sogar in einer anderen Schule, der Oranga Primary School, befindet. Also in einer ganz normalen Grundschule. In einer sogenannten satellite class. Und da ich ja letztes Jahr befördert worden bin, kommt auch gleich eine riesige Menge Verantwortung auf mich zu. Nicht nur, dass es immer wieder Situationen geben wird, in denen die Lehrerin nicht in der Klasse sein wird und ich dann automatisch “in charge” bin (das wird z.B. jeden Mittwoch der Fall sein, da sie wegen regelmäßig stattfindender “staff meetings” früher gehen muss), nein, ich werde außerdem viel mit einzelnen Schülern alleine arbeiten.
So z.B. mit Katelyn, die sehr sehr fit ist und zumindest stundenweise in den ganz normalen Schulbetrieb eingegliedert werden soll. Da ich durch meinen neuen Status als “Grade B” die einzige teacher aide bin, die mit Schülern alleine sein darf, werde ich mit ihr in eine andere Klasse der Grundschule gehen und mit ihr und einigen anderen, nicht-behinderten, Grundschülern arbeiten. Problem: Katelyn ist ziemlich weit in ihrer Entwicklung. Sie kann sich recht normal unterhalten, kann laufen, alleine essen und aufs Klo gehen – und ihr Lieblingswort ist “No”. Vorzugsweise sehr bockig formuliert. Das kann dann ja spaßig werden.
Oder die Schüler in unserer Klasse, die lesen lernen. Es können zwar nicht alle sprechen, aber lesen können sie. Oder Sätze aus Wörtern bilden. Das soll ich in Einzelsitzungen mit ihnen üben. Dabei habe ich so etwas doch noch nie gemacht…
Viel Neues. Vieles, was mir schon auch Angst einjagt. Was, wenn ich mit Katelyn nicht klar komme? Wenn sie mir nur auf der Nase rumtanzt? Was, wenn ich gar keine Fortschritte erziele beim Leseunterricht? Wenn mir einfach keine guten Methoden einfallen?
Wer mich kennt, weiß, dass ich nervös werde, wenn ich plötzlich viel mehr Verantwortung bekomme. Weil ich schnell an mir, an meinen Fähigkeiten zu zweifeln beginne. Ich lasse mich so leicht verunsichern. Aber ich bin mir sicher, dass Gott möchte, dass ich zumindest dieses Jahr an dieser Schule in dieser Position arbeite. Weil ich ihm vorher die ganze Situation in die Hände gelegt habe. Und er wird mir jetzt auch helfen, mit den Anforderungen fertig zu werden. Ich muss es doch gar nicht alleine schaffen. Diese Lektion muss ich wohl immer und immer wieder lernen…
1 Kommentar:
Ich verstehe nur zu gut, wie du dich fühlst, was die Verantwortung angeht... Ich selber fange in ähnlichen Situationen auch ganz schnell an, an mir zu zweifeln. Und das schon bei Zuständen, die im Gegenteil zu deiner Lage eigentlich nur banal sind... Wenn ich z.B. einkaufen muss und dabei bedenken soll nur eine bestimmte Menge Milch pro Tag mitzunehmen oder die "richtige" Art/Marke Zucker zu kaufen, habe ich Angst davor es nicht hinzukriegen. In diesem Sinne hoffe ich, dass du gut mit alledem fertig wirst und unterbreite abschließend meine herzlichen Grüße aus dem kalten, grauen Marl.
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