„Sleeping God Canyon”, so hieß der Schauplatz unseres Wochenendabenteuers. Wir hatten uns gegenseitig zu Weihnachten dieses Outdoor-Adventure geschenkt und am 2. Februar war es dann endlich soweit.
Punkt 7:00 Uhr wurden wir mit dem Bus von CanyoNZ abgeholt und mit 6 anderen Teilnehmern und zwei Leitern in das Kauaeranga Valley verfrachtet. Alle raus, Wasserschuhe und Thermohemden an, die eigene Ausrüstung (und noch ein paar Kilo and Seilen und Verpflegung mehr) geschultert und dann ging es 300m an einem Stueck bergauf. Klar: wer runter will, muss zuerst auch einmal hoch. Nur mit dem Gewicht und bei der Sonneneinstrahlung war das kein Honigschlecken. Nach knapp 50 Minuten waren wir dann endlich da und hatten unterwegs auch schon einen Blick in das Tal auf einen der Wasserfälle werfen können. Jetzt hieß es: Rein in die Wetsuits, rein in das kalte Wasser (schöööööön) und ab zum ersten Wasserfall.
Zuerst wurde quasi trocken geübt: Abseilen neben dem Wasserfall. Das ging auch recht gut. Dann standen wir angeleint wie die Hunde vor dem Wurstladen an der ersten Abbruchkante, hinter der es nicht nur eine wunderschöne Aussicht auf den Tafelberg gab, sondern auch 30 Meter senkrecht in die Tiefe ging. Die erwartete Höhenangst blieb bei uns beiden allerdings aus und so genossen wir es, an einem lediglich 2cm dicken Seil hängend uns durch die Wasserfallgischt hinabzulassen. Unten erwartete uns auch noch eine natürliche Kletterwand mit einer ca. 6m hohen Absprungfläche und einem tiefen, dunklen Pool, den das Wasser im Laufe von Jahrhunderten gegraben haben musste.
Der nächste Abseilakt war mit 70m der höchste der ganzen Tour. Auch hier blieb die Höhenangst erstaunlicherweise aus, obwohl die Leute am Fuß des Wasserfalls aussahen wie Ameisen. Eine kleine zusätzliche Schwierigkeit bei dieser Etappe war es, das Seil immer auf einer schützenden Plastikplane laufen zu haben, da es sonst von scharfen Steinkanten malträtiert worden wäre.
Dann folgte das Mittagessen mit (leicht angeweichtem) Brot, Wurst, Käse, heißem Tee und Keksen, was die angeschlagenen Lebensgeister wieder neu erwachen ließ. Genau richtig für die folgende Natur-Wasserrutsche, einen Sprung aus 10m Höhe, einem Flying Fox an einem ca. 30m hohen Wasserfall entlang, einem weiteren Sprung und dann dem Abseilen durch den „Kamin”. Wer jetzt noch nicht genug kaltes Wasser in den Anzug bekommen hatte, der sollte es entweder hier bekommen oder beim abschließenden Flying-Fox mit Mittendrin-in-den-Pool-Plumps-Option.
Die Tour endete mit dem Weg zurück zum Parkplatz und einem letzten Blick auf den Canyon von einer Aussichtsplattform aus. Da sind wir gerade runter? Wow. Alle waren begeistert – und ausgepowert. Ein Großteil der Teilnehmer verschlief die gesamte Rückfahrt nach Auckland. Wir nicht. Wir schauten uns die Bilder und Filme immer wieder an und hingen in Gedanken wieder über dem Abgrund und genossen das Wasser, das sich von oben auf uns ergießt. So integriert in Mutter Natur und dennoch schutzlos und klein fühlt man sich selten. Manche Klettersportler sprechen nach einem Erfolg davon, den Fels „besiegt” zu haben. Wir empfanden es eher wie bei allen unseren Touren hier in die von dichter Vegetation und Vulkangestein geprägte Landschaft von Neuseeland: Natur „besiegt” man nicht. Sie gewährt einem lediglich eine Audienz und man sollte sich in entsprechender Ehrfurcht nähern.
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