Freitag, 17. November 2006

Wenn...

Charley und Ewan - © Long Way Round In den letzten Wochen lief auf DMAX die Sendung „Long Way Round“ in welcher Ewan McGregor und Charley Boorman in 115 Tagen mit zwei Motorrädern von London aus rund um die Welt (u.a. durch Europa, Kasachstan, Russland, die Mongolei, Alaska, Kanada und Amerika) gefahren sind. In der abschließenden Sendung erzählen sie davon, dass diese Erfahrung einmalig in ihrem Leben sei und auch über ihre Ängste im voraus. Wir haben diese Sendung gespannt verfolgt, und das nicht nur, weil wir McGregor als Schauspieler sehr schätzen und die Bilder des Trips einfach einmalig waren. In gewissem Maß erkennen wir uns in ihren Ängsten und Sorgen vor und während des Abenteuers wieder.

Einfache Straßen - © Long Way Round In der Mongolei weichen die asphaltierten Straßen matschigen Flächen, in denen man pro Tag nur wenige Kilometer vorwärts kommt und ständig mit dem Motorrad umfällt. In Russland auf der Knochenstraße nach Magadan finden sie sich ständig vor von Flüssen weggerissenen Brücken wieder und benötigen die Unterstützung mächtiger Lastwagen, die sie huckepack über die reißenden Strömungen fahren. Unfälle, Moskitos, schmerzende Hintern und vieles anderes zehren an den Kräften und Nerven. Im Gegenzug entschädigt die Gastfreundschaft fremder Völker, das Gefühl von Freiheit und Grenzenlosigkeit und am Ende die Freude darüber, etwas Großes erfolgreich durchgestanden zu haben.

Hilfsbereitschaft - © Long Way Round „Was ich wirklich hoffe ist, dass dieser Trip den Leuten zeigt, was alles möglich ist. Viele Ideen werden niemals umgesetzt, weil sich die Leute immer fragen: Was ist, wenn das passiert? Was ist, wenn dieses passiert? Was, wenn plötzlich das Benzin ausgeht? Und das hält uns davon ab, viele Dinge zu tun. Aber gerade die Unwägbarkeiten und Risiken sind es, die das Ganze so spannend machen. Immer, wenn wir in Schwierigkeiten waren und z.B. eine Panne mit dem Bike hatten, haben wir jemanden getroffen, der uns geholfen hat. Ich habe seit dem Trip eine sehr viel optimistischere Sicht auf die Welt, weil wir überall unglaubliche und hilfsbereite Menschen getroffen haben - und das in 99% der Fälle.”
Ewan McGregor

Müde - © Long Way Round Die ganzen Pannen und Verzögerungen innerhalb der Vorbereitung für Neuseeland haben uns dieses Jahr ziemlich mürbe gemacht. Häufig kam der Gedanke auf, einfach die Notbremse zu ziehen und ein „normales” Leben in Deutschland mit einem normalen Job und normalem Tagesablauf weiterzuführen - relativ unspektakulär, dafür aber wenigstens ohne diesen ganzen Ärger. Drei Dinge haben uns bisher vom Griff zum roten Hebel abgehalten:

  1. Wir haben inneren Frieden über das ganze Projekt, über den Gedanken, den Schritt auszuführen.
  2. Wenn einer von uns am Boden war, hatte der andere entweder gerade genug Kraft um beide weiterzubringen oder wir haben uns an Gottes Kraft und Unterstützung geklammert.
  3. Ein außergewöhnlicher B&B-Besitzer in Rotorua/Neuseeland gab uns während unseres Urlaubs einen Tipp, der auch im obigen und im folgenden Zitat anklingt: Immer nur ein Wenn nach dem anderen. Kümmere dich nicht um zwei oder gar mehr Wenn gleichzeitig, sonst gibst du vielleicht angesichts der schieren Menge auf.
So haben wir uns wie Beppo Straßenkehrer immer um ein Stück „Straße” nach dem anderen gekümmert:
Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du? Man muß nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten. […] Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. […] Das ist wichtig.
Beppo Straßenkehrer in „Momo” von Michael Ende
Und nun sind es nur noch knapp neun Wochen und wir schauen voller Staunen zurück auf die Strecke, die schon hinter uns liegt, und die am Anfang des Jahres noch so lang und steil erschien. Das macht Mut für den aufregenden Teil, der noch vor uns liegt.

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