Donnerstag, 23. November 2006

Leidenschaft

Schmetterling Leidenschaft ist so eine Sache. Gerade junge - frischverliebte - Leute halten es für eins der wichtigsten Gefühle, andere wiederum - vor allem, wenn sie Gefühlen eher misstrauisch gegenüber stehen - sehen in erster Linie das „Leiden”, das sie hin und wieder schafft.
Ich kenne beides. Das Gute und das Schwierige an diesem Gefühl. Sie kann wunderschön sein, aber auch viel kaputt machen, wenn sie in „falschen” Bahnen verläuft. Und natürlich ist sie auch nicht alles. Genauso wie die Millionen von Schmetterlingen im Bauch, die man verspürt, wenn man sich verliebt hat, kann sie ebenso schnell verschwinden wie sie aufgetaucht ist. Sie ist sehr flüchtig, lässt sich nicht festhalten. Und doch rennen wir ihr - wie den Schmetterlingen - immer wieder hinterher, nur, um sie wenigstens noch ein Mal zu empfinden.

Zur Zeit habe ich meine große Leidenschaft für das Klettern entdeckt (die Stefan absolut teilt). Ich kann es kaum erwarten, bis es wieder Dienstag ist und wir uns mit anderen Leuten, die genauso kletterbegeistert sind wie wir, in Bochum oder Essen treffen und uns eine Wand nach der anderen vornehmen. Wir sind so voller Leidenschaft, dass wir zuerst meine Eltern und dann noch eine Freundin mitgeschleppt haben, die jetzt auch diesem Sport verfallen sind. Und jedem, der es hören will - oder auch nicht - erzähle ich von den Besonderheiten, die diesen Sport ausmachen, dem Glück, eine zuvor noch zu schwierige Route geschafft zu haben, der wunderbaren Müdigkeit in den Gliedern, die man danach verspürt.

Tja, mit der Leidenschaft ist es ja wie gesagt so eine Sache. Ich bin auch leidenschaftlich Christ. Ich bin glücklich und dankbar, Gott zu kennen. Und ich würde jedem Menschen wünschen, dass er Gott in sein Leben lässt. Trotzdem fällt es mir oft viel schwerer, diese Leidenschaft auszuleben. Zu meinem Glauben zu stehen, auch, wenn es vielleicht mal unangenehm wird. Gott liebt mich dadurch nicht weniger. Das weiß ich. Und es kann und muss auch nicht jeder in jeder erdenklichen Situation einfach so locker und beiläufig von Gott erzählen. Nur: Schweige ich manchmal nicht auch, weil ich feige bin? Weil ich besser dastehen will? Darauf habe ich keine Lust mehr. Natürlich muss ich nichts von Gott erzählen. Natürlich zwingt mich keiner dazu. Auch Gott nicht. Aber ich möchte lernen, ehrlich mit all meinen Leidenschaften umzugehen…

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich vergleiche leidenschaftliche Gefühle gern mit wunderschönen, temperamentvollen Pferden (eine meiner Leidenschaften). Man kann sich gerne von ihnen abwerfen lassen oder hoffen, dass sie zufällig dieselbe Idee haben wie der Reiter, wo es denn wohl hingehen soll. Man kann sie mit Kandare, Sporen und Gerte niederzwingen, bis sie keinen unkontrollierten Schritt mehr tun. Man kann aber auch reiten lernen und nach größtmöglicher Harmonie streben. Das man damit einen lebenslangen Lernprozess beginnt, merkt man oft erst unterwegs...