Seitdem wir in unserem Urlaub in Neuseeland eine Outdoor-Kletterwand direkt in Auckland gesehen haben, spielen wir mit dem Gedanken, es selbst einmal mit dem Klettern zu versuchen. Klingt ja nach einer guten Idee, wenn man wie ich ziemlich mit Höhenangst zu kämpfen hat und außerdem nicht gerade die kräftigsten Arme besitzt. Vor einigen Wochen dann wurden wir von einer Bekannten zum Klettern eingeladen. Gestern war es endlich soweit: Wir machten uns auf zum „Neoliet” in Bochum, in der Hoffnung, wenigstens eine Wand zu bezwingen.
Kaum in der Halle angekommen, legen wir den lebenswichtigen Klettergurt um und ziehen die SEHR unbequemen Kletterschuhe (ganz ganz eng, damit man sich auch mit den Zehen gut abstützen kann) an. Und dann heißt es: Knoten lernen, alles überprüfen und ab in die Wand! Okay, soweit, so gut. Die Hälfte (ca. 5m) ist schnell geschafft, ich riskiere einen vorsichtigen Blick nach unten… oh je, sieht das hoch aus! Ich bin noch nicht mal oben und möchte am liebsten sofort wieder runter auf den Boden. Mir wird geraten, weiter nach oben zu gucken und nicht aufzugeben. Haha, leichter gesagt als getan. Trotzdem beiße ich mich weiter durch und habe es nach kurzer Zeit wirklich geschafft: Ich bin oben!!! Zurück auf dem Boden würde ich dann am liebsten sofort wieder hoch.
Also weiter geht es. „Klettern macht süchtig”, wurde uns vorher gesagt. Und das stimmt: Einmal damit angefangen, ist es schwer wieder aufzuhören. Jede Route hat ihre eigenen Schwierigkeiten. Man muss viel überlegen beim Klettern, um Technik und Kraftaufwand möglichst gut zu kombinieren und es sich nicht unnötig schwer zu machen. Gleichzeitig denkt man an gar nichts, weil man sich so sehr auf die Wand konzentrieren muss.
Es tut Stefan und mir gut, den Kopf einmal ganz ausschalten zu können und die ganzen Dinge, die wir für Neuseeland noch vorzubereiten haben, zumindest für eine kurze Zeit hinter uns zu lassen. Es ist fast so, als würde man mit jedem Meter, den man hinter sich bringt, sich selbst wieder etwas näher kommen. Man kommt zur Ruhe. Wenn man die Wand geschafft hat und sich traut, nach unten zu sehen, sieht plötzlich alles viel kleiner aus. Es erscheint „bezwingbarer”. So möchte ich mein Leben sehen: „Bezwingbarer”. Viel zu oft erscheinen mir Dinge zu groß oder zu schwierig, fühle ich mich zu klein dafür. Das Problem ist es oftmals aber nicht, dass eine Sache zu groß ist, sondern, dass wir uns nicht dazu in der Lage sehen, diese zu in den Griff zu bekommen. Weil wir nicht an uns glauben. Das möchte ich nicht mehr. Hey, ich habe schließlich meine Höhenangst ignoriert und bin bis auf 14 Meter Höhe geklettert! Was kann jetzt noch passieren…?
1 Kommentar:
Das finde ich ja wahnsinnig toll. Ob man aber auf diese Weise seine Höhenangst gänzlich bezwingen kann, wage ich zu bezweifeln. Trotzdem, Hut ab. Ich hätte mich das nicht getraut.
Mo
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