Samstag, 28. Oktober 2006

13 Jahre meines Lebens

StudienordnerDa liegen sie… 13 Jahre meines Lebens. Alle Aktenordner mit den Studienmaterialen des Diplom- und Masterstudiengangs - auf dem Weg zum Altpapiercontainer (ohne unseren Kater Olly natürlich). Harte Zeiten des Lernens. Viel Liebe in Praktikumsberichte gelegt. Die Aufzeichungen aus der Zeit mit der gebrochenen rechten Hand. Programmierarbeiten im Team. Provisorische Räume in einem Industriegebiet mit einer Pommesbude als Mensa. Seminarvorträge, deren Vorbereitungen viel Arbeit bedeutete, aber letztlich auch viel Spaß und Experimentierfreude mit sich brachten. Vorlesungen von engagierten und fähigen Professoren, aber auch solchen, die an ihrer Didaktik und Motivation noch feilen sollten. Zusammenarbeit mit Studenten/innen aus anderen Ländern und kultureller Austausch. Und noch vieles mehr.

Alles in allem hat mir das Studium an der Fachhochschule Gelsenkirchen sehr gut gefallen. Genau die richtige Mischung aus Theorie und Praxis. Gute Vorbereitung auf das Arbeitsleben. Gute Zusammenarbeit mit den Professoren, die einen nicht nur als Nummer ansehen, sondern als Menschen mit Fragen, Problemen aber auch Fähigkeiten. Vergleichsweise gutes Mensaessen. Macht weiter so.

Das Vernichten solcher Unterlagen ist schmerzhaft (nicht nur, weil ich mir den Daumen am Altpapiercontainer blau gestossen habe). Es ist, als schneidet man einen Teil von sich ab. Der Verstand und die Gefühle fangen ein Streitgespräch an:

  • Verstand: „Wo sollst Du das Zeug denn lagern? Wer interessiert sich denn irgendwann dafür?“
  • Gefühle (suchen einen Ausweg): „Vielleicht für die kommenden Generationen einmal?”
  • Verstand: „Du hast es notfalls auch noch in elektronischer Form.”
  • Gefühle: „Was, wenn Du noch einmal etwas nachschlagen musst?“
  • Verstand: „Dann gehst du zu Google oder in eine Bibliothek.”
  • Gefühle: „Schau mal - In diesen Praktikumsbericht hast Du so viel Zeit investiert. Eine Schande, den wegzuwerfen.“
  • Verstand: „Willst Du ihn etwa einrahmen und an die Wand hängen?”
  • Und so weiter…
Ich bin eher der Typ Jäger und Sammer. Alles, was man noch irgendwie gebrauchen könnte, wird irgendwo eingelagert. Und selbst, wenn man es jahrelang nicht mehr benutzt hat: Der Zeitpunkt könnte ja noch kommen. Da ist es fast schon gut, wenn ein einschneidender Schritt im Leben einen zwingt, solchen Ballast abzuwerfen. Letztlich kann man die Zeit nicht wiederholen, egal, wieviele Erinnerungen man hortet. Am Besten, man nimmt die Erfahrungen, das Wissen und das Gute und investiert es in die Zukunft. Also denn…

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das kann ich richtig nachvollziehen. Mir hätte das Herz geblutet (aber Dir wahrscheinlich auch). Aber zu Recht: Wenn man alles, was man mal geschrieben, gezeichnet, entworfen hat aufheben würde, würde man im Wust ersticken. Froh bin ich auf jeden Fall, dass Olly nicht mit in den Altpapiercontainer mußte...

Anonym hat gesagt…

Manchmal muss man sich entscheiden, ob man als Jäger oder Sammler leben will. Der Jäger hat die Hände frei...
Wegwerfen und Loslassen tut immer auch weh, aber ihr nehmt eure ganzen Erinnerungen vollständig und sinnvoll abgelegt mit.
Jedenfalls finde ich es klasse, auf dieser Seite die nächsten Monate miterleben zu dürfen. Danke!