Der Kiwi hat euch ja schon einen kleinen Einblick in unseren letzten Urlaub gegeben. Heute gibt es nun einen detaillierteren Bericht über unsere Wanderung. Wer keine Sehnsucht nach Urlaub und Neuseeland kriegen möchte, den bitten wir, die Fotos zu ignorieren. Oder vielleicht doch besser den ganzen Blogeintrag. Sicher ist sicher.
Der erste Tag.
Es fängt gleich sehr sehr anstrengend an. Wohl wissend, dass der Körper etwas Zeit braucht, um sich ans Wandern (vor allem mit dem schwerem Rucksack) zu gewöhnen, haben wir den steilsten Aufstieg gewählt, den es gibt. Genannt wird er “The Puffer” (frei übersetzt der Schnaufer) – und diesen Namen trägt er wirklich zurecht. Nach zwei Stunden sind wir endlich 500m höher als wir begonnen haben – und ich völlig fertig. Und die doofe Idee, hier hochzustapfen, kam sogar noch von mir persönlich…
Ab hier kommen wir nun sehr viel leichter vorwärts. Es geht sanft mal bergauf, mal bergab, und es wäre alles perfekt, wenn wir etwas sehen könnten. Stattdessen wandern wir für den Großteil des Tages durch die Wolken und können nur hin und wieder einen Blick auf die Umgebung erhaschen.
In der Hütte angekommen, verspeisen wir unser Mittagessen (Cracker mit Käse) und wärmen uns (ja, wärmen – es ist kälter als wir erwartet haben) mit Suppe und Tee auf. Gestärkt machen wir uns dann auf den Weg nach Bells Falls, einem wunderschönen, 31m hohen Wasserfall. Abends in der Hütte genießen wir die angenehme Gesellschaft (außer uns nur noch 5 andere Leute) und fallen anschließend glücklich ins Bett (ich meine natürlich unsere Schlafsäcke).
Der zweite Tag.
Lustigster Toilettengang unseres bisherigen Wanderlebens: Mitten in der Nacht, alles ist stockdunkel, das Klo ist ca. 75m von der Hütte entfernt und es regnet fast waagerecht. Irgendwie ist es kalt und nass, aber irgendwie ist es auch witzig.
Morgens regnet es immer noch, hört aber recht schnell auf. Heute haben wir einen kurzen Tag vor uns – 2.5 Stunden sind für die Etappe angesetzt. Wir schaffen es trotz einer ganze Reihe Foto-Stopps in 2.25 Stunden. Wieder ist es sehr bewölkt, Taranaki zeigt seinen Gipfel nur sehr gelegentlich, aber die Landschaft ist trotzdem unglaublich. Das Highlight des Tages ist Ahukawakawa Swamp, eine sehr fragile und gewaltige Sumpflandschaft. Früher mussten sich Wanderer mühsam durch das Wasser quälen, heutzutage läuft man über Holzstege (dadurch wird auch der Sumpf geschützt, auf dessen Untergrund ein Fußabdruck für mehrere Jahre zu sehen wäre). Nachdem wir den Sumpf durchquert haben, geht es wieder für eine Weile bergauf und ganz am Ende doch noch ein bisschen bergab. Der Wanderweg ist allerdings sehr mitgenommen vom Regen und somit kommen wir zum zweiten Mal mit nassen Socken in der Hütte an.
Stefan lässt sich davon nicht beirren und begibt sich kurz danach alleine auf einen Abstecher zu Henry's Peak. Sein Weg führt ihn vorbei an den kleinen Bergseen (Tarns), wo die wunderschönen Fotos entstanden sind, in denen man Mount Taranaki im Wasser reflektiert sieht. Leider spielt das Wetter immer noch nicht mit, und seine Version dieses Bildes ist leider etwas weniger spektakulär, drückt aber dafür um so deutlicher die Ungestümheit alpinen Wetters aus.
Die Hütte selbst teilen wir uns lediglich mit zwei sehr erfahrenen Wanderern, beide sehr nett und lustig und einer feiert auch noch zufällig an diesem Tag seinen 37. Geburtstag. Nach einer spannenden Runde Hut Kricket (insofern Kricket überhaupt spannend sein kann), teilen wir uns Geburtstagskuchen (hatte der eine Wanderer seinem Freund als Überraschung mitgebracht) und Marzipan (hatten wir uns extra mitgenommen, irgendwas richtig leckeres braucht man manchmal auf einer Wanderung). Irgendwann gehen wir dann ins Bett und schlafen dem letzten Tag der Wanderung entgegen.
Der dritte Tag.
Der dritte und somit letzte Tag unserer Wanderung startet mit nach wie vor recht bewölktem Himmel. Nach einem vorerst letzten Mal Haferschleimbrei machen wir uns auf den Rückweg. Anstatt allerdings den im Blog angekündigten Weg zu gehen, laufen wir nun denselben Weg wieder zurück (Wir sind uns nicht mehr sicher, ob uns die ursprünglich geplante Strecke nicht überfordern würde). Und für unsere Entscheidung werden wir sehr belohnt: Im Verlauf des Tages verbessert sich das Wetter immer mehr und wir können die vor zwei Tagen noch regenverhangenen Täler und Klippen im Sonnenschein bestaunen.
Gegen halb drei kommen wir wieder am Ausgangsort, dem Camphouse, an – traurig, dass wieder eine Wanderung zu Ende geht. Die Wildnis hat eine Auswirkung auf mich, die ich schwer in Worte fassen kann. Nur auf einer Mehrtageswanderung komme ich und meine mich sonst oft fast in den Wahnsinn treibenden Gedanken zur Ruhe. In einer Woche heißt es erst einmal wieder: Zurück in den Alltag. Aber wir haben Mount Taranaki fest versprochen, dass wir auf jeden Fall wiederkommen.