Donnerstag, 23. April 2009

Part 2: Der Greenstone Track

Change of plan: Stefan wird gerade von der Uni so sehr in Anspruch genommen, dass ich einfach den zweiten Teil unserer Wanderung erzähle. Dann könnt ihr auch ruhig alle Beschwerden über irgendwelche optische Folterungen an mich richten.

Stefans Geburtstags-Cache

Der vierte Tag: Nach einer ruhigen und recht warmen Nacht in der Lake Howden Hütte, zeigt sich das Wetter zwar erst einmal immer noch nicht von einer besseren Seite, trotzdem beschließen wir, den Abstecher zu Key Summit zu machen und uns dort (sozusagen als Geburtstagsgeschenk für Stefan) den einzigen Geocache in der für uns zu Fuß erreichbaren Umgebung zu suchen. Die Sicht dort oben ist fast gleich null, dafür haben wir das Privileg, absolute Stille zu erfahren: Kein Mensch in der Nähe, nur gelegentlich das Tropfen von Wasser oder ein Vogel zu hören. Selten sind wir so zur Ruhe gekommen.
Wieder an der Hütte angekommen, machen wir uns nach einer kurzen Essenspause auf den Weg zu unserem Tagesziel, der Lake McKellar Hütte auf dem Greenstone Track. Und wieder einmal verändert sich die Landschaft immer wieder (wenn auch nicht ganz so drastisch wie auf dem Routeburn Track): Mal wandern wir durch dichten Wald, vorbei an niedlichen Wasserfällen, dann überblicken wir plötzlich das Greenstone Tal, plötzlich wieder Wald, dann taucht Lake McKellar auf, mit seinen einsamen kleinen Stränden. Viele Wolken, aber kaum Regen heute. Und eine schöne Einstimmung auf den Greenstone.

Regenbögen überall

Der nächste Morgen: Es gießt. Und wir haben 18km vor uns. Langweilig sollen sie auch noch sein, hat uns so der eine oder andere Wanderer gesagt. Naja, was soll man machen. Wir müssen trotzdem zur nächsten Hütte gelangen. Und alles wird gut: Der Regen hört schnell auf und im Wald kriegen wir sowieso nicht so viel davon mit. Immer wieder sehen wir heute Regenbögen, so viele, dass wir sie schon gar nicht mehr zählen können. Unglaublich zutrauliche South Island Robins sitzen am Wegesrand und warten nur darauf, uns Wanderer genauer zu untersuchen. Und die Landschaft ist überhaupt nicht langweilig: Weitreichendes, sich vor oder hinter uns erstreckendes Tal, bewaldete Berge, Wasserfälle, Schluchten, der Greenstone River… Und immer hat der Wanderweg auch seine Überraschungen für uns parat: Eine kleine Flussüberquerung OHNE Brücke nach der anderen, Wurzeln zum hochklettern, Geröllfelder und viel viel Matsch. Langweilig wird uns auf jeden Fall nicht.

Die Kea-Rasselbande

Der sechste Tag: Nach einer super Nacht in der unserer Meinung nach schönsten Hütte der gesamten Wanderung, packen wir unsere Sachen, essen ein vorerst letztes Mal Porridge und wollen gerade aufbrechen, als wir den schönsten Vogelruf der Welt von draußen hören: Keas haben sich an der Hütte angemeldet! Das Ganze fühlt sich an wie Weihnachten und Geburtstag und noch viel mehr, findet man diese Vögel doch eigentlich erst ab 900m, weshalb wir sie auf dem Routeburn Track erwartet haben, und nun treffen wir sie auf 500m Höhe (Tiefe?). Bereitwillig verschieben wir unseren Aufbruch und schauen den vier Chaoten bei ihrer Erforschung der Umgebung zu. So sehr haben wir uns gewünscht (vor allem Stefan), auf unserer Wanderung freilebende Keas zu beobachten, und am letzten Tag geht auch dieser Wunsch in Erfüllung. Wow.
Die zu bewältigende Strecke ist heute kürzer und nicht ganz so matschig wie an den beiden letzten Tagen, die Sonne strahlt mit uns um die Wette, und wir freuen uns an den wieder einmal unzähligen Wasserfällen und wunderschönen Aussichten auf den Greenstone River.
Kurz vor der vereinbarten Zeit (Transportservice warte nicht lange) kommen wir ziemlich melancholisch am Ende des Greenstone Tracks an (sind die sechs Tage wirklich schon vorbei?) und staunen über die Reflexionen der Berge und Bäume im Wasser. In der Lodge angekommen, wird so schnell wie möglich die ganze dreckige Wäsche gewaschen und dann sind wir selbst dran: Das erste Mal seit mehr als zwei Jahren eine Badewanne! Als ich fertig bin, ist das Wasser grau. Oh je. Abends gehen wir als Belohnung essen und fallen dann um halb neun ins Bett.

Soviel zu unserer Wanderung. Für uns beide war es die schönste Erfahrung, die wir bisher in unserem noch jungen Wildnisleben gemacht haben. Es werden mit Sicherheit noch einige weitere folgen. Und natürlich kommt auch der Kiwi immer wieder mit. Auch wenn er dieses Mal einen Teil der Wanderung im Rucksack verbracht hat – er ist doch recht wasserscheu…

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