Dienstag, 8. Mai 2007

Im Club der arbeitenden Bevölkerung

Jaja, ich weiß, viele von euch werden sich über das, was ich gleich schreiben werde, kaputt lachen, aber so fühle ich halt und daran kann ich auch nichts ändern: Es ist komisch, dass ich jetzt wirklich jeden Tag arbeiten gehen muss. Zu derselben Stelle. Zu denselben Uhrzeiten. Zu denselben Leuten. Zu denselben Aufgaben. „Ach nee”, kann da die schon lang arbeitende Bevölkerung sarkastisch sagen. „That's life. Willkommen im Club.”

Das ist mir auch klar. Ist trotzdem komisch für mich. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich jetzt einen richtigen Job. Einen, der nicht nur für ein paar Wochen anhält (wie ein Praktikum halt). Da sind nun Menschen, die sich auf mich verlassen. Die meine Hilfe brauchen. Und ich kann nicht einfach sagen, dass ich mal nicht komme (zumindest sollte ich dann einen sehr guten Grund haben). Und das ist irgendwie gleichzeitig ein gutes und ein komisches Gefühl. Oder eher ungewohnt. Oder… ach, anders einfach. Und erwachsener fühlt man sich auch gleich. So, als hätte man einen weiteren Schritt gemacht. In welche Richtung, kann ich gar nicht so genau sagen.

Nun habe ich die ersten beiden Tage bereits „hinter mir”. Und habe gemerkt, dass mir die Arbeit dort echt Spaß macht. Dass sie auf der einen Seite herausfordernd und auf der anderen Seite gleichzeitig ziemlich relaxt ist. Dass ich ein super Team habe, in dem alle gut auf die anderen aufpassen. Dass Gott sich da schon eine gute erste Stelle für mich ausgesucht hat. Dass ich dabei Geld verdiene, ist wichtig, steht für mich aber nicht an erster Stelle. Wichtiger für mich ist, dass ich jetzt jeden Tag mein englisch trainieren kann (und dabei lernt man ja wirklich nie aus) und mit netten Leuten eine gute und interessante Arbeit mache. Und dass diese Stelle dabei hilft, sich hier noch mehr zuhause zu fühlen. Am Anfang haben wir uns hier manchmal noch fremd gefühlt, wie etwas länger bleibende Touristen halt. Seitdem wir unsere Wohnung und alles, was dazu gehört, haben, hat sich das schon etwas geändert. Dieser Job trägt ebenfalls dazu bei. Plötzlich fühlt sich alles so real an, so klar. Ich träume wirklich nicht. Ich lebe hier. Und das bemerken auch andere Leute. Sonst hätte ich ja keine Steuernummer und keinen Arbeitsvertrag…

Wie dem auch sei. Es fühlt sich komisch an, plötzlich einen ganz normalen Job zu haben. Aber es fühlt sich auch gut an…

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich kenne das Gefühl. Ich fand es ähnlich merkwürdig, als ich nach lauter kurzfristigen Verträgen und Verlängerungen endlich einen Vertrag für fünf Jahre hatte. Das kam mir schon wie ein seeehr langer Zeitraum vor. Vor kurzem habe ich mit leichtem Entsetzen festgestellt, daß ich diesen Job jetzt schon seit fast acht Jahren mache. So lang kam mir die Zeit gar nicht vor, ich fühle mich schon richtig alt.

Anonym hat gesagt…

Auch wenn ich schon uuuralt bin: An den Anfang kann ich mich noch sehr gut erinnern! Es war so aufregend, das werde ich wohl nie vergessen. Nach ein paar Wochen hat man sich daran gewöhnt, und man fängt an, sich wie alle anderen auf Feierabend, Wochenende und Urlaub zu freuen - eine seltsame Art, das Leben aufzuteilen, finde ich heute noch. Aber so ist das halt "im Club"...
Jedenfalls hat man nach extrem kurzer Zeit deutlich weniger überschüssige Energien. Ob das nun positiv oder negativ ist, möge die Umwelt entscheiden. Meine fand es damals äußerst positiv...

Anonym hat gesagt…

was musst du den genau bei deinen job/arbeit machen?

Anonym hat gesagt…

Hi ihr zwei,
kaum lässt man Euch mal ein paar Monate aus den Augen, schon macht ihr solche Sprünge!!
(Ich hab heute nach langer Zeit mal wieder bei Euch reingeschaut...)
Herzlichen Glückwunsch zum ersten Job und herzliches Beileid zum Eintritt in den Arbeitsalltag. Mit der von mir prophezeiten Braterstelle wird es dann ja wohl erstmal nichts....

Ich wünsche Euch alles Gute!

Kletter-Tobi (1)

Claudi hat gesagt…

Salut,

erst einmal Gratulation zum guten Job! Ich studiere momentan für ein Auslandssemester im französisch sprachigen Raum der Schweiz. Für ein Projekt in einem Kurs suche ich einen Blog wie diesen, wo über Erfahrungsberichte im Berufsalltag geblogt wird :-) Ich möchte gern fragen, ob du mir folgende Fragen gern näher beantworten könntest,bitte?
1. Gibt es bei dir auf Arbeit Meetings oder Zusammenkünfte im Team, wo einzelne Projektetappen besprochen werden? Wenn ja, welche Atmosphäre herrscht vor, wie sind die Reden aufgeteilt- darf jeder mal zu Wort kommen- wird jeder nach seiner Meinung gefragt etc ?
2.Während Verhandlungen wie z.b. über Projektbudgets oder Lohnverhandlungen, wie ist da die Atmosphäre? Wie laufen im Allgemeinen solche Verhandlungen ab? Auf was sollte man achten?
3. Gibt es eine "Etikette", also Vorurteile, Stereotypen oder direkter Augenkontakt zur interpersonellen Kommunikation?
Ich weiß, die Fragen sind nicht einfach, würde mich riesig freuen,wenn du antworten könntest :-)

Merci bien et bon journé!