- „Bravo Comms?” – „Check!”
- „And we have lift-off!”
- „Ich wiederhole: Houston, wir haben ein Problem!”
- „Die Kohlendioxidfilter passen nicht”
- „Kontaktieren Sie Australien, wir müssen die Kommunikation wiederherstellen – Die sollen Station 3 bereit machen”
- „Hier ist Präsident Nixon. Ich verlange, umgehend den Missionsleiter zu sprechen”
- „Apollo 13 – Könnt ihr uns empfangen?”
Das ist Theater hautnah. Gestern waren Kathrin, Nadja und ich in der ersten Auckland-Aufführung von Apollo 13, einem interaktiven Theaterstück zum damaligen „erfolgreichen Fehlschlag” der NASA.
Beim Kauf der Karten hatte man die Wahl zwischen Pressetribüne und Mission Control. Gekostet hätte beides das gleiche, also haben wir uns unten im Kontrollraum Plätze reserviert. Schon im Vorraum, vor dem eigentlichen Einlass, wurde klar, dass hier Leute Spaß am Basteln hatten: 1200 Lampen, quadratmeterweise Sperrholz, Schrauben, Anzeigeinstrumente, Schalter und was weiß ich noch wie viele Meter Kabel wurden verbaut, um den Zuschauersaal wie das Kontrollzentrum der NASA damals aussehen zu lassen. Dazu gehören natürlich auch die alten dickrahmigen Brillen und nette Ingenieurhemden.
Als wir den Kontrollraum betreten, zeigen Bildschirme die Saturn-V Rakete auf der Startrampe, Ingenieure wuseln zwischen Pulten und Aktenregalen herum und wir besetzten die erste Reihe (Beta Comms, Charlie Comms, CapComm 2), und finden sofort unsere Aufgabenbeschreibungen vor: Kommunikation kontrollieren, Nachrichten aus der Kapsel an die Teammitglieder weiterleiten. Funktionierende Wählscheibentelefone dienen dazu, andere Leute im Kontrollraum und auch nach „außerhalb” anzurufen. Wow. Und während wir noch rätseln, wie das alles funktioniert und was wir tun müssen, nimmt das Unternehmen auch schon seinen Lauf. Alle Pulte werden im Verlauf der Startsequenz aufgerufen, müssen „Check” oder „Roger that” rufen und den Start-Schalter umlegen.
Der Raum erzittert, die Rakete hebt ab und alles läuft nach Plan (zwischendurch bekomme ich einen Anruf, dass der Missionsleiter seine Hose bis 5 Uhr aus der Heißmangel abholen kann – ich entscheide mich, das nicht jetzt weiterzuleiten). Dann der unheilverkündende Knall, eine verwirrte Crew und der bekannte Satz: „Houston, we've had a problem.” Mehrheitsentscheidung darüber, ob die Kapsel direkt zurückfliegen soll oder das Schwerkraft-Lasso-Manöver um den Mond machen soll. Weitere Anrufe bei mir (und Kathrin, und anderen), gewisse Parameter weiterzugeben. Später habe ich sogar Präsident Nixon am Apparat und muss den Missionsleiter verleugnen. Oder ich muss Australien kontaktieren, damit dort die Kommunikations-Satellitenschüsseln neu ausgerichtet wird. Zwei Leute müssen nach vorne, um sich etwas zu den nicht kompatiblen Passformen der CO2-Filter einfallen zu lassen. Dann Teamwork, um zum Reduzieren des Strombedarfs der Kapsel die richtige Abschaltreihenfolge zu ermitteln.
Wir waren so schnell von der Atmosphäre gefangen, von den Aufgaben eingenommen, so sehr bemüht, in dem Tumult alle Anrufe korrekt zu verstehen (immer einen Finger im Ohr), dass wir am Ende alle gebannt auf die Antwort der Kapsel warteten, die durch die Phase der Funkstille beim Wiedereintritt gehen musste.
Wir verließen das Theater total begeistert und führten auf dem Weg zurück zum Auto noch Manöverkritik durch. Wir sind uns einig darüber, dass wir wegen der ganzen Aufgaben gar nicht alles von den Dialogen mitbekommen haben. Aber das ist egal, denn viel wichtiger fanden wir, dass die Stimmung von damals extrem gut herübergekommen ist. Nur schade, dass alles, was wir ab jetzt an Theater sehen werden, sich ziemlich anstrengen muss, um unseren jetzt doch recht höher gesetzten Maßstab gerecht zu werden.